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Wenn Lokal-Print auf Online trifft

Ich bin Faul. Zumindest wenn es darum geht anderen hinterherzulaufen. Zum Problem wird das meist, wenn man mit „älteren Generationen“ zusammen arbeiten muss, was bei mir hauptsächlich in Vereinen oder Themen der hiesigen Ortsgemeinde vorkommt. Viele Informationen, vor allem die offiziellen, sind nur auf totem Baum verfügbar und mit jenen der umliegenden Ortsgemeinden durcheinander gemischt. Das Interessante zu extrahieren bedarf einen enormen Zeiteinsatz verglichen mit den von mir bevorzugten Mailinglisten, RSS/iCal/Whatever-Feeds, Newslettern & Webseiten.

Leider sieht es hier in der Gegend beim Einsatz morderner Medien dünn aus. Viele Vereine oder Ortsgemeinden haben keine eigenen Internetseiten oder pflegen diese nicht. Veröffentlichungen beschränken sich auf 2 Zeitungen, wovon jedoch nur eine den Status eines offiziellen Amtsblatts inne hat und entsprechend meist exclusiv Vereinsnachrichten abdruckt.

Vor einigen Jahren gab es dann einen Lichtblick bzw. für mich einen Ansatzpunkt um den Prozess zu vereinfachen: Der Wittich-Verlag, welche hierzulande für den toten Baum mit offiziellen Veröffentlichungen zuständig ist, stellte fortan die Ausgaben zum lesen auf ihrer Internetseite bereit. Kein Open-Date, aber immerhin. Der HTML/Javascript-Mix war zwar vom Design her nicht schön, stellte aber alle notwenigen Grundfunktionen bereit – Blättern, suchen, Texte (im Sinne von echtem Text) lesen. Mit einigen kleinen Scripten wanderte fortan immer wieder eine Mail mit Seitenzahlen in meinen Posteingang, sobald in der aktuellen Ausgabe relevante Themen zu erwarten waren. Diese Linksammlung wanderte automatisch auf mein Tablet und ich konnte an der nächsten Bushaltestelle mir die Artikel anschauen.

Ihr sehr schon: Vergangenheitsform. Vor einigen Monaten hat der Verlag seine Webseite umgestaltet. Ergebnis: Die letzten Veröffentlichungen als Text auf der Webseite stammen vom September. Auch die Suchfunktion umfasst keine neuen Ausgaben mehr, einzig aktuell ist das ePaper, welches jedoch auch „modernisiert“ wurde. Nunja, modernisiert ist nicht ganz korrekt, denn das impliziert ja einen gewissen Fortschritt. Das Einzige was ich auf meinen Geräten zu lesen bekomme ist

Alternate HTML content should be placed here.

Richtig geraten, Flash. Kennt man vielleicht noch, wurde vor HTML5 für Spiele und Multimedia verwendet, hatte aber seit jeher einen etwas unprofessionellen Ruf. Jene Technologie, welche auf modernen Geräten wie Handy/Tablet/eBook/SmartTV/64Bit-PCs/… seit Jahren nicht funktioniert und auf allen anderen Systemen hauptsächlich durch Sicherheitslücken auffällig wird. Es geht aber noch besser: Nachdem ich einen Bekannten bat mir dort die richtige Seite heraus zu suchen bekam ich den Text als JPEG zugeschickt. Scherz meines Freundes? Weit gefehlt. Die Artikel, oder besser die Seiten der Zeitung, sind im Flash-Viewer als Bilder hinterlegt.

Klarer Fall von massiven Rückschritt – Keine weitergehende Suche, kein Zugriff von „neuartigen Geräten“, kein Barrierefreier Zugang – all das, was mit der vorherigen Version möglich war ist nun verschwunden. Einzige Möglichkeit: Zum lesen VM starten oder den durchgeweichten toten Baum durchackern, denn irgendwo zwischen 60% Werbung und weiteren 35% uninteressanter Nachrichten könnte ja eine wichtige offizielle Bekanntmachung sein.

Ich habe zwar eine Vorahnung warum man diesen Schritt gegangen ist, denn wer sucht und findet schaut sich nur die Seite des Artikels an und überspringt so einen Großteil der Werbung, aber die Argumentation, dass Sperren da helfen hat schon in anderen Branchen nicht funktioniert. Sicher kann man mir die Funktion streichen, in dem Fall werde ich mir aber nicht die gesamte Zeitung/Werbung anschauen, sondern diese ungelesen entsorgen und andere Informationsquellen erschließen. Ich hätte auch kein Problem für einen „erweiterten Zugang“ einen fairen Preis zu zahlen so lange die Basisinformationen frei zugänglich sind. Den Verlag habe ich inzwischen um Stellungnahme gebeten, denn gerade Amtliche Mitteilungen sollten nach meiner Auffassung einfach und überall zugänglich sein.