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In Metal we trust – Metalfest auf der Loreley

Nicht schlecht staunte ich, als ich in einer Koblenzer Rock-Kneipe das Plakat sah: Megadeath, Bline Guardian, In Extremo u.v.a. ziehen doch schnell Blicke auf das Plakat – vor allem wenn man Entdeckt, dass es quasi um die Ecke stattfindet. In einem solchen Fall werden schon mal per Smartphone aus der Kneipe die Tickets geordert. Also auf zum 2. Festivalwochenende. Dankenswerterweise stellte sich ein Elternteil eines Freundes als Taxi zur Verfügung, sodass wir ohne Diskussion dem Saufen, Fressen und Kippen (jedenfalls für die Raucher) auf dem Campingplatz nachgehen konnten. Also nach einer Runde Tetris ab ins Auto und los in Richtung St. Goar. Im Ort dann auf die Straße den Berg hinauf und ab da den Straßen mit schwarz gekleideten Menschen am Rand folgen. Angekommen suchten wir uns einen schönen Platz, luden aus und errichteten unsere Zelte. Nach einer kleinen Stärkung ging es dann zur Bandausgabe – oder eher der Warteschlange. Chaos pur. Nach etwa 30 Minuten hatte ich mein Band am Arm und bekam ohne weiteren Kommentar einen Müllsack in die Hand gedrückt. OK. Mit den 30 Minuten waren wir noch gut dran – früher am Tag soll es Wartezeiten von mehreren Stunden gegeben haben.

Das Gelände selbst ist über die Wikipedia gut zu erahnen. Die Stufenkonstruktion eignet sich zwar nicht für Circlepits o.Ä., aber dafür hat man von jedem Platz aus eine geniale Sicht auf die Band. Die gute Akustik tut ihr übriges. Die Second-Stage war in einem Zelt auf dem Vorplatz untergebracht, dazu aber später mehr. Über die Bands werde ich mich nicht groß auslassen, da alle ungewähr das geliefert hatten, was ich erwartete. Eine Ausnahme bildet Feuerschwanz, welche meine Erwartungen um Längen übertroffen und das Zelt der Second-Stage gesprengt haben. Passend zum Festival zeigte St. Goar auch, dass man sich doch im selben Bundesland wie der Ring befindet und brachte schönstes Festivalwetter – wäre doch Gelacht, wenn man die Sonnencreme nicht wegregnen könnte! Hierbei zeigte sich dann auch der Nachteil des abschüssigen Geländes: Durch den Regen verwandelte sich der obere, nicht befestigte Teil des Platzes in eine Ruschbahn, wie viele Besucher schmerzlich zu spüren bekamen.

Nach den Konzerten dann zurück auf den Zeltplatz und mit den Nachbarn bekannt gemacht. Eine schöne Mischung aus „alten“ Metalheads und solchen, die es noch werden wollen. Alles in allem aber ein sehr angenehmes Klima, man half sich untereinander und ließ so gemütlich den Abend ausklingen. Kindische Reibereien wie sie z.B. auf Rock am Ring üblich sind sah man nur sehr selten.

Der zweite Tag startete mit einer Horrorbotschaft – jedenfalls für meinen Freund: Kippen alle. Also auf über die Straße ins Tal – sind ja nur ein paar km. Unten einen Passanten nach dem nächsten Supermarkt gefragt – Antwort: REWE, sind nur ein paar km. Gnah. Nunja, irgendwann angekommen und dabei das Gefühl man wäre in einer Wacken-Doku gelandet. Der Markt war voller langhaariger Belagert, welche tonnenweise Grillkohle auf die Wagen luden. Die einsame Rentnerin an der Kasse kam sich offenbar etwas deplaziert vor, nahm das Ganze dann aber doch mit Humor. Auch vor dem Bahnhof, welcher direkt neben dem Markt lag, bot sich ein ähnliches Bild: Dunkle gestalten an der Straße und Passanten, welche den Spaß mitmachten. Auf der Hauptstraße, welche eine beliebte Motorradroute ist, ließen sich so viele Biker mit Pommesgabel beobachten und auch die gerade ausrückende Feuerwehr ließ es sich nicht nehmen eben jene Gabel aus dem Fenster ihres Einsatzfahrzeuges zu strecken. Der Fahres der tiefergelegten 3er BMW sorgte mit seiner Nicht-Metal-Musik jedoch für böse minen, so verwundert es nicht, dass er mit erhöhter Geschwindigkeit davon rauschte, als der Fußgängerüberweg endlich frei war. So schon es auch in der Stadt ist: Oben spielt die Musik. Laut Infos im Netz gab es einen Shuttlebus und einige Festivalbesucher, welche bereits mit dem Bus ins Dorf sind, zeigten den Weg zur Haltestellt. Über 30 Minuten waren und über 5€ für die Strecke? Nicht für mich – während meine Freunde geduldig warteten folgte ich dem Schild, welches einen Fußweg verspracht. Ächts. Was die Landstraße an Länge zu bieten hatte brachte der Fußweg an höhe mit sich. Menschen mit kurzen Beinen hätten für einige der Treppenstufen wohl eine Kletterausrüstung benötigt. Als Belohnung gab es dafür für mich einen schönen Ausblick auf das Rheintal samt der gerade durchfahrenden Dampflokomotive. Auf dem Gipfel angekommen dann Fix rüber auf den ersten Zeltplatz, einen nicht ganz ansprechbaren Herren bei den Sanis abgeliefert und weiter zum Zelt, wo die Businsassen gerade eingetroffen sind. Zieht man den Sani-Besuch ab war ich also schneller – Strike! Die weiteren Tage verliefen Festivaltypisch mit guter Musik und angenehmen Abenden auf dem Zeltpaltz – was will man mehr?

Nach so viel Lob muss jedoch der Kritik-Abschnitt folgen, welchen ich bereits im Blog von Olli Schillbach als Kommentar hinterlassen hatte:

Viele der Park & Zeltflächen wurden, wie mir berichtet wurde, erst während des Festivals angemietet, da der Veranstalter die Masse offenkundig unterschätzt hatte. Der Parkplatz nach dem Wald rechts von Zufahrtsstraße gesehen war z.B. ein nicht abgeerntetes Rapsfeld – jedenfalls bis die Festivalbesucher kamen. Auch an anderen Stellen machte die Orga kein gutes Bild, so saß an den Spültoiletten zwar eine Dame, welche fleißig die Flatrate-Bändchen vertickte, benutzen konnte man sie aber ohne Kontrolle und somit kostenfrei. Park-, Zelt- oder Müllgebühren wurden bei keinem meiner Truppe oder den Nachbarn erhoben. Problematischer fand ich eher die wirklich sicherheitsrelevanten Themen wie Fluchtwege & co, so musste das Zelt zeitweise von der Polizei reguliert werden, da sich z.B. nach Feuerschwanz die Besucher eigene Ausgänge geschaffen hatten und plötzlich zwischen zwei Bauzäunen festsaßen, da der einzige offizielle Aus- und Eingang hoffnungslos überrant war. Auch hatten die meisten CrewMitglieder zwar durch ihre Präsenz eine Art Anlaufstelle dargestellt, konnten bei Zwischenfällen aber mangels Funk o.Ä. keine wirkliche Hilfe darstellen, sodass man erst mal eine Suchreise nach einem Sani unternehmen konnte oder die Feuerwehr erst dann antraf, wenn das brennende Zelt eine auffällige Rauchsäule hinterließ. Whatever, es war da erste Metalfest an dieser Location und soweit ich gehört habe gab es keine größeren Zwischenfälle, die nicht auch andere Veranstalter bereits kennenlernen durften. Außerdem kann man bei Metalheads auf eins zählen: Wenn es mal klemmt hilft man sich gegenseitig und sorgt ggf. selbst für Lösungen…