Alle Beiträge von adlerweb

Wenn die Müllabfuhr nicht kommt: Glasabfuhr im Kreisgebiet Mayen-Koblenz gestört

Im Kreis Mayen-Koblenz sind viele Glascontainer seit mehr als einem Monat überfüllt. Wilde Müllablagerungen an Containern und in Waldgebieten nehmen zu.

Glassammelstelle Andernach Güterbahnhof. Alle Container mit Flaschen zugestellt

Leere Glascontainer sind Mangelware

Überfüllte Glascontainer im Kreis Mayen-Koblenz sind seit geraumer Zeit ein Ärgernis. Wer sein Glas entsorgen möchte, steht vor einem Dilemma: Die so genannten „Iglus“ sind randvoll, einfach das Glas auf den Container oder in der Nähe abstellen würde aber eine Ordnungswidrigkeit darstellen, die mit einer Strafe von mehr als 100€ geahndet werden kann. Bürger*innen haben nur zwei Optionen: Weiter suchen, in der Hoffnung einen leeren Container zu finden, oder das Glas zum Wertstoffhof des Abfallzweckverbandes bringen, welcher jedoch sehr abgelegen liegt und nicht für eine Anlieferung ohne PKW ausgelegt ist.

Glassammelstelle Andernach Wasserturm. Container mit Tüten und Kartons voller Flaschen umstellt.

Das Unternehmen hinter den Containern

Zuständig für die Sammlung der Glas-Verpackungsabfälle im Kreisgebiet ist das Unternehmen PreZero. Dieses ist Teil der Schwarz-Gruppe, welche durch die Marken Lidl und Kaufland bekannt ist. Die Sammlung von Verpackungsabfällen ist in Deutschland durch das Verpackungsgesetz im „Dualen System“ geregelt und wird von der Privatwirtschaft selbst organisiert. Die Vertragsgebiete richten sich zwar oft nach den Stadt- oder Kreisgrenzen, die Kommunen selbst haben in der Auftragsvergabe allerdings keinen direkten Einfluss.

Glassammelstelle Saffig Sportplatz. Einzelne Flaschen auf dem Container.

Richtiges Entsorgen

Wie im letzten Abschnitt erläutert, sind die Container nur für Glasverpackungen vorgesehen, also Gegenstände aus Glas, die dazu dienten, Produkte zu verpacken. Entsprechend darf nicht jedes Glas in die Container geworfen werden. Zu Verpackungen gehören Glasflaschen von Joghurt & Co, Getränkeflaschen und die zugehörigen Deckel, nicht aber andere Glasprodukte wie Geschirr, Blumenvasen, Fensterscheiben, Glühbirnen oder Trinkgläser. Alles, was keine Verpackung ist, muss immer zu den Sammelstellen gebracht werden, teils ist auch eine Entsorgung über den Rest- oder Sperrmüll möglich. Pfandflaschen sollten natürlich ebenfalls nicht in die Glascontainer geworfen werden. Eine Übersicht über erlaubte und verbotene Abfälle liefert zum Beispiel die Trenntabelle der Initiative „Mülltrennung wirkt“, welcher durch einen Zusammenschluss verschiedener Recycling-Firmen ins Leben gerufen wurde. Ähnliche Einschränkungen gelten im Übrigen auch für den Gelben Sack bzw. zukünftig die Gelbe Tonne, welche ebenfalls nur für Verpackungen genutzt werden darf und im Kreis dem selben Unternehmen zugeteilt wurde.

Glassammelstelle Andernach Sportanlagen. Alle Container mit Flaschen, Tüten und Sperrmüll zugestellt.

PreZero: Defektes Fahrzeug verhindert Abfuhr

PreZero ist sich der Probleme bewusst und gibt auf Rückfrage an, dass aufgrund regionaler Besonderheiten ein Spezialfahrzeug für die Leerung der Container notwendig sei. Dieses befinde sich derzeit in Reparatur, sodass man improvisieren müsse. Es wird erwartet, dass das Fahrzeug in dieser Woche wieder einsatzbereit sei. In der Zwischenzeit improvisiere das Unternehmen und würde täglich mit Sammelteams die Umgebung überfüllter Container säubern. Bürger*innen werden gebeten, die vollen Container zu meiden und Verständnis für die vorübergehenden Unannehmlichkeiten aufzubringen.

Glassammelstelle Miesenheim Nettehalle. Flaschen auf dem Container, Tüten vor dem Container.

Eigene Meinung

Die Probleme mit den Glascontainern sind für alle Anwohnenden frustrierend. Bei mir stapeln sich die Gläser, wild entsorgte Reste haben mir durch ihre Scherben schon den ein oder anderen Radreifen vermackt und wer in der Nähe wohnt hat neben dem Anblick auch mit dem zugehörigen Geruch zu kämpfen. Immerhin ist dem zuständigen Unternehmen die Situation bekannt und eine Besserung angekündigt. Bedenklich finde ich, dass durch das Fahrzeug offenbar ein einzelner Ausfallpunkt besteht und man keine Reserven hat bei Defekten die Abfallentsorgung aufrecht zu halten. Auch hätte ich mir eine proaktivere Kommunikation der zuständigen Stellen gewünscht, wenn das Problem über so lange Zeiträume auftritt.

Glassammelstelle Andernach Netto. Viele Scherben und Tütenreste vor dem Container. Am Tag zuvor war der Platz mit Flaschen übersät.

Docker: Container-Zombies blockieren Netzwerk-Löschung

(Achtung, Rant-Character. Wer das nicht mag findet die Lösung in den letzten 3 Absätzen)

Heute also mal wieder Docker. Ein stetiger Quell an Problemen. Ursprünglich war meine Anforderung gar nicht so kompliziert: Per docker-compose soll eine Multi-Container-Applikation aus- und wieder eingeschaltet werden. Also: docker-compose down und warten. Leider scheiterte der Prozess bereits an dieser Stelle aufgrund eines Timeouts. Das Schreiben großer Caches beim Beenden benötigt eben seine Zeit. Sicher, es gäbe -t oder stop_grace_period, aber wie das oft so ist: Wer auch immer vorher damit gearbeitet hat, hat es natürlich nicht dokumentiert oder konfiguriert.

Nunja, der docker-daemon sollte die zugehörigen Container trotz des Timeouts im Frontend noch abarbeiten – entsprechend war nach kurzer Bedenkzeit in docker ps -a auch kein Container mehr zu sehen, der zur Applikation gehört.

Alles gut? Leider nein. Das folgende docker-compose up weigerte sich beharrlich die Container wieder zu starten. Es versuchte immer noch, die Überreste der alten Struktur, insbesondere die Netzwerke, zu löschen, und scheiterte:

ERROR: error while removing network: network application_network id XXX has active endpoints

Active? Interessant, denn in docker ps -a war ja definitiv nichts mehr aktiv. Auch ein manuelles docker network remove application_network behauptete weiterhin, dass es die ID noch gäbe.

Error response from daemon: error while removing network: network application_network id XXX has active endpoints.

Ein docker network inspect application_network verriet: Die nicht mehr gelisteten Container sind wohl doch noch da – zumindest so halb. Also gehen wir auf Zombie-Jagd.

Die Lösung: Erst trägt man mit docker network inspect application_network | grep Name die Namen der verbliebenen Containerreste zusammen. Im Anschluss kann man über docker network disconnect ein Entfernen erzwingen.

for i in application_db_1 application_es_1 application_redis_1 application_nginx_1 ;do docker network disconnect -f application_network $i ;done

Abschließend entfernt man mit docker network remove application_network das Netzwerk. Danach sollte einem erneuten Start nichts mehr im Wege stehen.

ELAN Touchpad/Linux: Rechtsklick mit zwei Fingern einrichten

Touchpads sind an vielen Mobilgeräten verbreitet. Kompakter als eine Maus, genauer als ein Touchscreen. Wenn es darum geht, wie man diese Bedient, verfolgen verschiedene Hersteller jedoch unterschiedliche Konzepte. Meine bisherigen Laptops nutzten dabei folgende Methode: Zum (links)Klicken drückt man das Pad über den Druckpunkt, für einen Rechtsklick selbes spiel, während zwei Finger auf dem Touchpad sind. Ein neueres Modell mit ELAN-Touchpad fällt hier aus der Reihe: Der „normale“ Klick geht zwar auch über den Druckpunkt, für einen Rechtsklick muss man aber in der unteren, rechten Ecke mit einem Finger über den Druckpunkt kommen. Nervig, wenn man anderes gewohnt ist.

ELAN-Touchpad. Ein Drücken in der rot markierten Ecke löst einen Rechtsklick aus.

Glücklicherweise kann man unter xorg Abhilfe finden, wenn auch nicht sonderlich dokumentiert. Auf einer Textkonsole in der grafischen Oberfläche kann man mit xinput eine Liste der erkannten Geräte anzeigen lassen. Hier sucht man im Abschnitt Virtual core pointer den Eintrag, welcher das Touchpad sein könnte. Meist kommt dabei das Wort „Touchpad“ im Gerätenamen vor. In der zweiten Spalte findet man eine ID, diese merkt man sich für die nächsten Befehle.

Tipp: Alternativ zur ID kann man für die nächsten Befehle auch den vollen Gerätenamen nutzen. Mit Name ist die z.B. in Scripten weniger anfällig für spontane Neu-Nummerierungen, ist aber mehr Tipparbeit, daher hier mit IDs.

Nun lässt man sich mit xinput list-props 42 die möglichen Einstellungen ausgeben. 42 entspricht hierbei der zuvor ermittelten ID. Interessant sind hierbei unter anderem Folgende Punkte:

Tapping Enabled: Hiermit schaltet man das Tippverhalten um. Im Status 1 muss man zum Klicken das Touchpad nicht mehr über den Druckpunkt drücken, sondern nur den Finger anheben und das Touchpad kurz antippen. Mit zwei Fingern gibt es einen Rechtsklick, mit drei einen Mittelklick.

Tapping Button Mapping Enabled: Hier kann man wählen, ob man das „klassische“ Zwei Finger = Mittlere Maustaste und Drei Finger = Rechte Maustaste oder das heute eher übliche Zwei Finger = Rechte Maustaste und Drei Finger = Mittlere Maustaste nutzen möchte.

Scroll Method Enabled: Hier kann man den Scrollmodus ändern. Meist ist der erste Wert „twofinger“, also Scrollen durch hoch/runter wischen mit zwei Fingern, der Zweite „edge“, also Scrollen durch hoch/runterwischen am rechten Rand und der Dritte button, Also Scrollen durch Wischen bei gedrücktem (mittlerer?) Taste.

Disable While Typing Enabled: Selbsterklärend, oder? Schaltet das Touchpad aus, während man auf der Tastatur tippt.

Click Method Enabled: Hier wird der Modus für das Klicken, also drücken über den Druckpunkt, bestimmt. Der erste Wert bedeutet „buttonareas“, also ein Rechtsklick durch einfaches drücken in der unteren, rechten Ecke. Der zweite Wert steht für „clickfinger“ und schaltet den Rechtsklick über zwei Finger ein.

Liste der Parameter eines ELAN-Touchpads

Um das von mir gewünschte Verhalten erbeizuführen muss also die Klick-Methode geändert werden. Hierbei kann nur eine der Optionen gewählt werden. Der Standard liegt bei „1, 0“, also buttonareas. Ein Ändern auf „0, 1“ bzw. clickfinger ist über folgenden Befehl möglich: xinput set-prop 42 245 0 1 – oder etwas lesbarer mit Geräte– und Optionsnamen xinput set-prop "ELAN0676:00 04F3:3195 Touchpad" 'libinput Click Method Enabled' 0 1.

Die Einstellung gilt dabei nur für die aktuelle X-Sitzung. Sollen diese Dauerhaft sein muss man die Einstellungen entweder über /etc/X11/xorg.conf.d/ vornehmen oder den obigen Befehl in den Autostart des Windowmanagers aufnehmen. Letzteres hat den Vorteil, dass die Einstellung nur für den aktuellen Nutzer gilt und man so unterschiedliche Vorlieben bedienen kann. Ich habe es entsprechend als exec in ~/.config/i3/config gepackt und kann jetzt wieder wie gewohnt rechtsklicken. Oder natürlich einfach ein paar cm weiter oben den roten Nippel nutzen und das Problem nicht haben.

Macht weniger Probleme: Der TrackPoint

Neujahrsabend in Nebenhausen

(Satire in Anlehnung an Stenkelfeld)

Nebenhausen, 31. Dezember, 18:09 Uhr

In der Einfamilienhaussiedlung Bienenberg lässt der kleine Kevin drei Knallerbsen in der Einfahrt des Elternhauses zerplatzen. Neujahrsstimmung breitet sich aus. Die Freude ist groß.

Nebenhausen, 18:10

Beim Rauslassen der Katze beobachtet Nachbar Herbert B. die provokante Knalleroffensive im Nebenhaus. Umgehend begibt er sich zum Gertenschuppen, in dem Restbeständen des Jahrtausendwechsels noch in einer Schubkarre lagern.

Nebenhausen, 18:42

Herbert B. hat eine Tüte mit den Überresten unzähliger Mini-Böller Deutscher Herstellung entdeckt und ins Freie verfrachtet. Grimmig sortiert er zerbröselte Exemplare heraus und beginnt damit die Lunten der Reste anzuzünden.

Unter-Ober-Neustadt bei Nebenhausen, 18:51

In der Polizeidienststelle Unter-Ober-Neustadt gehen erste Besorgte Anrufe über unklare Explosionen ein. Der Diensthabende Wachtmeister Mayer wiegelt ab: Vorzeitige Detonationen seien normal, außerdem ist der einzige Kollege Schmidt grade Abendessen kaufen. Kann man nichts machen.

Nebenhausen, 19:04

Torben L. unterbricht das Abendessen um seinen Beitrag zum beginnenden Jahr zu leisten. Das Schmidt’sche Knallen wird alsbald durch extra aus dem Ausland bestellte Superböller ergänzt.

Nebenhausen, 19:11

Auch Timo N. bereitet sich auf seinen Einsatz vor. Ein Konstrukt aus Gewebeband, Polenböllern und diversen Chemikalien soll den Jahreswechsel unvergesslich machen und findet den Weg auf die Grundstücksmauer. Dummerweise ohne Feuerzeug, also nochmal suchen.

Nebenhausen, 19:16

Durch die ständigen Knallgeräusche fühlt sich Nadine Becker aus der Nachbarstraße beim Genuss des Senders RTL gestört. Aus der Handschuh-Schublade neben dem Hauseingang greift sie eine Leuchtpistole osteuropäischer Herstellung, welche Sie für Notfälle gekauft hat. Durch einen gezielten Schuss in dem Himmel verleit sie ihrem Unmut ausdruck.

Nebenhausen, 19:17

Das taghelle Flackern der offenbar etwas stärkeren Leuchtmunition erweckt das Interesse des kleinen Justin. Gemeinsam mit Freund Maurice schleichen sie sich über den Garten zum Haus von Timo N und entwenden dessen Eigenbausprengsatz.

Nebenhausen, 19:23

Torben und Maurice Zünden die Lunte, versenken das Konstrukt in einem zum Abwassersystem gehördenden Schacht und treten dir Flucht an. Den Deckel des Schachtes haben Betrunkene schon vor einigen Wochen abgehoben, durch die Weihnachtszeit konnte die Straßenmeisterei diesen noch nicht ersetzen. Kann man nix machen.

Nebenhausen, 19:24

Die Druckwelle der Detonation lößt einen Tsunami aus Kloschüssel, Waschbecken und Dusche des Alkoholikers Fritz aus, welcher seinen wohlverdienten Katerschlaf auf eben jenem Thron verbrachte. Ein kurzer Blick auf die drei Armbanduhren zeigt: Japp, ein Zeiger ist auf der Null. Vermutlich. Wankend begibt er sich zum Kleiderschrank mit Errungenschaften seiner Bundeswehrzeit um traditionsgemäß mit einer Übungshandgranate des Typs DM58 das neue Jahr zu begrüßen.

Nebenhausen, 19:59

Nachdem Fritz erfolgreich das Bier weggeworfen und einen guten Schluck aus der Handgranate genommen hat wird Nebenhausen von einer lauten Detonation erschüttert. Wachtmeister Mayer wirft einen kurzen Blick von seiner BILD-Zeitung – seltsame Uhrzeit, aber kann man nix machen.

Nebenhausen, 20:01

Beim Ausräumen der Spülmaschine durch den Knall erschreckt lässt Nachbarin Erna W. eine ihrer guten Meißen-Tassen fallen, welche einen teuren Scherbenhaufen auf dem Fußboden hinterlässt. Umgehend begibt sie sich ins Freie um nach dem Rechten zu sehen.

Nebenhausen, 20:05

Die Sirenen des Ortes treten in Aktion. Die Feuerwehr wird aufgefordert die Überreste des Akholikers Fritz im entstandenen Krater zusammenzusuchen. Der Rettungsdienst atmet nach der Funkdurchsage auf – doch kein zusätzliches Bett nötig.

Nebenhausen, 20:09

Der 85-jährige Kriegsveteran August R. interpretiert das Sirenensignal fälchlicherweise als anstehender Luftschlag. In einem verzweifelten Versuch die Region als bereits Zerstört darzustellen zündet er das Darstellungsmittel DM 25 elektrisch. Der 39kg schwere Prototyp erzeugt alsbald den Anschein einer Atombombenexplosion. Die 90m hohe und 45m breite Rauchwolke wäre sicher imposant, wenn man sie nach dem vorherigen Lichtblitz denn noch sehen könnte.

Nebenhausen, 21:50

In einer eilig einberufenen Pressekonferenz bedauern die Gesundheits-, Verkehrs- und Justizminister die massiven Zerstörungen in Nebenhausen sowie den angrenzenden Orten. Es handele sich um einen tragischen Unfall, welcher jedoch keine Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Böllern oder anderen Freiheiten der Bürger haben werde. Die angrenzende Autobahnbrücke werde in den nächsten Wochen durch ein Provisorium ersetzt. Die Bahnstrecke wird aus Kostengründen nicht wiederaufgebaut.

Absichtliche Latenz für Pulseaudio

Wieder einmal stoße ich an eigentlich einfache Dinge, die dank Closed-Source aber etwas komplizierter sind: Ich möchte Youtube-Videos von meinem Laptop auf dem Fernseher schauen. Hierzu nutze ich üblicherweise einen Chromecast, welcher sich per Chrom[e|ium] oder Smartphone bedienen lässt. Nun hatte ich jedoch den Wunsch nur Bild zu übertragen, den Ton aber am lokal angebundenen Bluetooth-Kopfhöhrer zu behalten. Das ist so leider nicht vorgesehen, also bleibt nur Improvisation.

Für das Bild ist das schnell erledigt: Ein ungenutzter HDMI-Port wird kurzerhand eingeschaltet und per Chrome geteilt, so wird verhindert, dass der Chromecast auf die interne App zurückfällt. Der Ton bleibt so ebenfalls lokal verfügbar, aber nicht Synchron. Durch die Übertragung ist das bild knapp eine Sekunde hinterher.

Also muss das Audiosignal des Browsers absichtlich verzögert werden. Pavucontrol bietet hierzu eine Latenzeinstellung, dessen Funktion ist jedoch von der verwendeten Soundhardware abhängig. In meinem Fall konnte ich unabhängig der Einstellung keine Latenz feststellen.

Abhilfe schafft die Konsole und ein Tipp von Thomas auf Stackexchange. Es wird ein Dummy-Gerät registriert, welches vom Browser als Ziel genutzt werden kann. Dieses wiederum wird als loopback wieder an das korrekte Ausgabegerät angehangen. Den passenden Namen der Ausgabe findet man mit pactl list cards. Da hier alles in Software emuliert wird, sind nun die Latenzangaben funktionsfähig.

pactl load-module module-null-sink sink_name=delay
pactl load-module module-loopback latency_msec=2000 source=delay.monitor sink=alsa_card.pci-0000_00_1f.3.analog-stereo

Deutlich komplexer als ein HDMI-Kabel, aber was tut man nicht Alles um nicht das passende Kabel suchen gehen zu müssen…

Stromnetz-Hacker-Serie auf Joyn: Technisch-inhaltlicher Blackout?

Alles in Deckung, längerer Rant.

Ein Buch, welches mir immer wieder empfohlen wurde, ist „Blackout“ von Marc Elsberg *. Ein Blackout bezeichnet dabei üblicherweise einen unerwarteten, großflächigen Stromausfall. Langes Thema, über das man viel erzählen könnte *Videoidee notier*, aber dafür sind wir heute nicht hier. Der Streaminganbieter „Joyn“ hat auf Basis des Buchs nun eine Serie geschaffen. Die erste Folge ist nach Anmeldung gratis ansehbar, also werfen wir mal einen Blick rein. Prinzipiell haben Filme und Serien aus technischen Themenfeldern für mich immer einen gewissen Popcornfactor, da durch filmische Vereinfachung selbst bei guter Beratung teils wirre Erklärungen oder Aktionen auftreten.

Vorweg: Ich bin in vielen Bereichen nicht direkt aktiv, mein „Wissen“ stützt sich daher eher auf die öffentlichen Publikationen der Betreiber bzw. Techniker sowie geltende Normen. Nicht auszuschließen, dass ich ab und an mit meiner Einschätzung daneben liege. Hinweise gerne über die Kommentare oder direkt an mich.

Vorab ein Mini-Rant zu Joyn: Aktuell 7€/Monat für einen eher unbekannten Streamingdienst mit zweifelhafter Auswahl und keinen Inhalten >1080p erscheint mir doch eher gewagt. Ebenso scheint der Player keinerlei Funktionen zu bieten – Originalton? Untertitel? Manuelle Qualitätswahl? Widergabegeschwindigkeit? All dies suchte ich vergebens. Hinzu kommt eine sehr strikte DRM-Policy, welche für fremde Inhalte viele Browser und Betriebssysteme, unter Anderem auch alle PCs, Mediacenter und TVs auf Basis von Linux, vollständig ausschließt. Man tritt also all Jenen, die die Inhalte legal konsumieren wollen, vor’s Schienbein, während Menschen mit „bösen“ Absichten diesen „Schutz“ mit wenigen Tricks umgehen und die Inhalte ohne solche Gängelei genießen können.

Glücklicherweise ist die Blackout-Folge mit geringerem DRM versehen, also los geht es. Erster Eindruck: Ist der Monitor falsch eingestellt? Alles extrem dunkel und kaum zu erkennen. Ich verbuche es mal als Stilmittel und konzentriere mich fortan auf die technischen Aspekte.

Erste Technische Szene: Das Wasserkraftwerk Eibenstock in Sachsen. Gibt es tatsächlich – 1.7MW. Nicht unbedingt ein sonderlich nennenswerter Beitrag zum Netz, aber hey, I’ll take it. Im Dialog zwischen einer Person in der lokalen Leitstelle und einem Weiteren, der durch Gänge irrt, geht es darum, dass durch ein Länderspiel der Stromverbrauch höher als üblich wäre. Tatsächlich kann man Länderspiele teils in der Infrastuktur sehen, aber eher andersrum: In Pausen steigt der Strom- und – vor Allem – der Wasserverbrauch. Der Fernseher selbst geht im Rauschen der Stromverbraucher unter – eine einzige Mikrowelle benötigt mehr Strom als 10 Fernseher. All das ist nichts gegen Industrieanlagen, von denen viele beim abendlichen Länderspiel still stehen dürften. Also mehr als genug Reserven da.

„Warte mal, da stimmt was nicht“ ist die Aussage des Gangerkunders, welcher wohl den Chef mimen soll. Im Hintergrund hört man, das sich eine Drehzahl erhöht. Akustisch kein Kraftwerk, aber dann wäre vom Dialog auch nicht mehr viel übrig. Würde die Drehzahl eines (klassischen) Kraftwerks steigen, dann würde tatsächlich mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas nicht stimmen. Plötzlich steigende Drehzahl wäre ein massives Problem – im Gegensatz zur vorherigen Diskussion aber ausgelöst durch sinkende Last, nicht steigende. Tatsächlich wird dieser Umstand und seine Folge aber später in der Folge auch korrekt erklärt. Man entscheidet sich für eine Notabschaltung um die Anlage zu schützen. Solche Abschaltungen bei kritischen Zuständen sollten eigentlich automatisch erfolgen. Es ist Sinn und Zweck eines Steuersystems Personal, Anlagen und Umwelt vor gefährlichen Betriebszuständen zu schützen. „Es ist ein Frequenzabfall“ heißt es zugleich vom Herren im Leitstand. Seltsam, denn ein Abfall der Frequenz ginge mit zu hoher Last und daher sinkender Drehzahl einher. Die Visualisierung – hm. Teils eher unsinnige Werte, aber immerhin sind die angezeigten Elemente durchaus für ein solches Wasserkraftwerk relevant – wenn auch grafisch etwas übertrieben.

Visualisierung Kraftwerkssteuerung. u.A. Leistung in „KW“ (gibt nur kW) sowie Drehzahl von 166% bei 145°C und 166 bar.
Bildausschnitt „Blackout“; © Wiedemann & Berg Television / Joyn

Aber zurück zur „Notabschaltung“. Der Herr in der Leitwarte läuft nun los – mehrere Treppen und Gänge entlang – um auf mehrere Knöpfe für die Notabschaltung zu drücken. Wat. Eine Notabschaltung ist für Notfälle, entsprechend ist sie auch schnell erreichbar und verbirgt sich nicht in abgelegenen Schaltschränken. Üblicherweise findet man eine (bzw. mehrere für mehrere Maschinen) auf dem Kontrollpult oder an der Tür des Kontrollraums. Im Steuerschrank einer Heizung bzw. kleinen Wasseraufbereitungsanlage – eine Kraftwerkssteuerung dürfte das gezeigte jedenfalls nicht sein – versteckt sich diese eher nicht. Auch ist das üblicherweise ein Knopfdruck und nicht ein Klavierkonzert. Anyway – das Kraftwerk fährt nun runter. Und das Licht geht aus. Hm, bei einer Kraftwerksabschaltung wird Licht & Co üblicherweise noch vom Netz weiterversorgt. Gingen wir davon aus, dass das Netz ausgefallen wäre (was eine Erhöhung der Drehzahl auslösen könnte) hätte wiederum das Steuersystem schon vorher die Anlage automatisch in einen sicheren Zustand versetzt.

Notabschalteinrichtung eines Wasserkraftwerks. Der eigentliche Not-Aus/Not-Halt ist der unter, rote Knopf. Dieser würde sich nicht in einem Schaltschrank verstecken.
Bildausschnitt „Blackout“; © Wiedemann & Berg Television / Joyn

Nun folgen mehrere Szenen, die die Auswirkungen zeigen. Ausgefallene Ampeln? Joa. Dunkle Städte? Naja, Autos und Mobilgeräte würden weiterlaufen. Kein Handynetz? Schwierig – auch wenn es immer weniger wird gibt es durchaus noch Stationen mit Notstrom. Zumindest für eine kurze Zeit. Sicher, das Netz könnte durch die entstehende Flut von Anrufen überlastet werden, aber Personal von Ministerien (die gezeigte Dame arbeitet in der Story für das Innenministerium) hatten zumindest früher eine erhöhte Priorität auf ihren SIM-Karten. Also sagen wir es wäre halt ihr Privathandy. Zudem hat der Berliner Hauptbahnhof – oder sollte ich sagen die eher schlecht zurechtgephotoshopte Leipziger Messehalle – offenbar eine interessante Notausstattung: Der überdimensionale Bahnsteig – Grundfläche kostet dort offenbar nichts – wird zwar nicht beleuchtet, für die Aktualisierung der Fallblattanzeige ist aber Notstrom vorhanden.

Auch im Freizeitpark nebenan interpretiert man die Notsysteme eher lose: Ein Achterbahnzug haut durch den Beginn des Stromausfalls die Bremsen zu und kommt kopfüber zum stehen. Entwarnung für Alle, die sowas glauben: Nein. Die gezeigte Achterbahn hat einen Kettenlifthill am Anfang, also vermutlich im Zug selbst keinen eigenen Antrieb und üblicherweise auch keine aktiv gesteuerten Bremsen. Der Zug würde daher auch ohne Strom seine Fahrt fortsetzen und an der nächsten Blockstelle (bei kleinen die Station, bei größeren Anlagen zwischendrin) stehen bleiben. Diese Blockstellen sind dabei auch fast immer mit Stegen, Leitern und Ausstiegsmöglichkeiten für genau solche Fälle versehen. Die Steuerung sorgt dafür, dass zwischen der letzten und der kommenden Blockstelle immer nur ein Zug unterwegs ist. (Wer es genauer will: Es dürfte die Stahlachterbahn Huracan im Park BELANTIS sein, diese ist vom Modell Euro-Fighter des Herstellers Gerslauer Amusement Rides – die Blockstelle in der Mitte der Strecke, an der in Notfällen der Wagen anhalten würde, ist sehr deutlich zu erkennen.)

Weiter geht es im ICE. Von der Verschwenkung im Gang würde ich auf BR412 („ICE4“) tippen. Dort springt soeben lautstark der Notstrom an und sorgt für Licht im Waggon. Nochmal wat. Ich kann leider keine vollständigen Daten für den 412er finden, von vorherigen Modellen und den Rettungskarten ausgehend gehe ich aber sehr stark davon aus, dass über den Zug verteilt Blei-Gel-Batteriepacks für Beleuchtung und Steuergeräte genutzt werden. Diese sind dauerhaft aktiv und müssen nicht extra geschaltet werden, das Licht wäre also gar nicht ausgegangen. Einen Generator dürfte man im Zug nicht finden. Teils kann man mit den Batterien Rückspeisen und so die Klimaanlage betreiben, was die Geräusche erklären könnte, dennoch: Nope.

Weiter. Der Nachbar klingelt. Er könne kein Fußball schauen. Du bist doch Techniker, reparier das. Ich denke jeder Techniker kennt das – der Part ist mehr als realistisch.

Der kurze Lichtblick wird schnell getrübt: Der Techniker steht mit Laptop vor dem (trotz Stromausfall leuchtenden) Stromzähler und schaltet drahtlos den Strom wieder ein. Erstens: Es wurde/wird schon klargestellt, das alle Kraftwerke aus sind. Dann ist üblicherweise auch kein Strom am Zähler. Erst recht kann man ihn dann nicht drahtlos mit einem beliebigen Laptop wieder einschalten. Selbst wenn wir jetzt mutmaßen, dass der Techniker den Zähler bereits vorher präpariert und mit WLAN ausgerüstet hat, den zugehörigen Router per Akku mit Notstrom betreibt und den internen Datenbus angezapft hätte: Ohne Stromnetz ist der Controller des Smartmeters üblicherweise aus. Andere Punkte passen aber: Einige Smartmeter-Modelle haben Möglichkeiten den Strom durch Fernsteuerung zu unterbrechen („remote disablement“). Auch die Gefahr, dass Kriminelle in diese Systeme eindringen können, ist nicht unwahrscheinlich. Ebenso würde ich hoffen, dass die aktuellen Smartmeter keinen 3.19er Linux-Kernel nutzen – der ist schon was länger EOL. Die gezeigten Tools zur Kontrolle sehen ebenfalls nicht sonderlich unrealistisch aus.

Weiter geht es zum Berliner Innenministerium. Auch hier ist der Strom aus. Ich würde darauf wetten, dass es auch hier eine Unterbrechungsfreie Stromversorgung gibt, bei Ausfällen übernehmen also Batterien bis ggf. Generatoren laufen. Üblicherweise alles automatisch, bei günstigeren Anlagen eventuell mit einigen Sekunden umschaltzeit. Da die Protagonistin in der Zwischenzeit vom Bahnhof zum Ministerium gelaufen ist sollte die Versorgung längst in Betrieb sein. Ebenso reicht der Notstrom weder für die Schranke noch für eine brauchbare Innenbeleuchtung – wohl aber um die Schiebetüren am Eingang zu öffnen. Im Hintergrund bauen Techniker mit Verlängerungskabeln und Baustrahlern den Notstrom auf. That’s not how this (usually) works.

Es folgt eine Erklärung, dass es durch den gleichzeitigen Ausfall mehrere Hauptstromleitungen zu ungewöhnlichen Spannungsschwankungen gekommen wäre, welche sonst nur Millisekunden andauern würden. Puh. Interessante Technik, denn das Umschalten von Höchstspannungstrassen dürfte eher nicht in Millisekunden erfolgen. Der beschriebene Dominoeffekt ist aber durchaus korrekt – eine lokale Störung kann im ungünstigsten Fall das gesamte europäische Netz kippen.

Notstrom hätten Krankenhäuser und Ministerien – aber nur für bis zu 48 Stunden. Ja und nein – richtig ist, dass die Tanks natürlich nicht ewig halten, für diese Fälle gibt es jedoch Lieferverträge mit Firmen, die (zumindest auf dem Papier) ebenso über Notstrom zum betanken der Lieferfahrzeuge verfügen. Ganz so schnell ist das Licht in so versorgten Einrichtungen also nicht aus. Ebenso verfügen Hilfsorganisationen und Energieversorger über Aggregate und Netzersatzanlagen um an kritischen Stellen aushelfen zu können.

„Die Energieversorger sind optimistisch. In ein bis zwei Stunden haben sie das Problem gelöst“. So vermeldet der Herr im Anzug. Eine Szene, die ebenso realistisch erscheint. Personen in Führungsebenen neigen leider – insbesondere in Kriesen – häufig dazu Probleme kleinzureden und kaum haltbare Zusagen zu machen. Bei eine Systemtrennung im Januar 2021, bei welcher noch Strom da war, brauchte man über eine Stunde um einen „normalen“ Zustand zu erreichen. In zwei Stunden einen Schwarzstart hinzulegen klingt da doch sehr ambitioniert.

Im Kraftwerk setzt man derweil das SCADA-System zurück. Jepp, Supervisory Control and Data Acquisition, so heißen die Steuersysteme wirklich – Pluspunkt für richtiges Fachwort. Es zeigt sich aber wieder eine eher ungewöhnliche Priorisierung: Weiterhin kein Licht im Kontrollraum, aber genug Strom für Tröten und Dekorationsbeleuchtung. Was das Raumschiff(?) auf dem Zweiten Monitor angeht – hm, fällt mir schwer ein so langgezogenes Diagramm in einem Wasserkraftwerk zu verorten.

Kontrollraum eines Wasserkraftwerks. Rechts der bereits zuvor zu sehende Bildschirm, Mitte eine Liste mit Alarmmeldungen, links nicht zuordenbar. Bildausschnitt „Blackout“; © Wiedemann & Berg Television / Joyn

Zurück zum „Hacker“: Der ist nun auf dem Weg zur Zentrale des Energieversorgers. Auf dem Weg stellen sie fest, dass Tanken nicht möglich ist. Korrekt, nur wenige Tankstellen sind mit einer Notstromversorgung ausgestattet. Selbst wenn wären diese oft kritischen Verbrauchern, also z.B. Rettungskräften, vorbehalten. Er hängt sich an eine Gruppe Techniker und betritt das Gebäude. Ebenfalls nicht ungewöhnlich: Social Engineering – wer passend auftritt wird oft nicht hinterfragt. Eine Leiter ersetzt viele Schlüssel. Er erzählt von seinen Entdeckungen, wird in einen Raum begleitet und letztendlich durch eine Anti-Terror-Einheit gewaltsam festgenommen. Leider nach wie vor ebenfalls nah an der Wahrheit. Viele Firmen und Einrichtungen nehmen Hinweise auf Sicherheitslücken nicht wirklich wohlwollend auf. Zuletzt hatte die CDU eine Sicherheitsforscherin angezeigt, welche der Partei gravierende Sicherheitslücken in einer Wahlkampf-App gemeldet hatte. Teils scheint es, dass es in Deutschland für Forscher weniger gefährlich ist Sicherheitslücken auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen und so Dritte in Gefahr zu bringen anstatt die zuständigen Stellen auf solche Lücken hinzuweisen und so Firmen und deren Kunden vor weiteren Schäden zu bewahren.

Alles in allem hinterließ die Folge bei mir einen gemischten Eindruck. Viele der Konzepte sind nah an der Wahrheit, bei anderen kann sich mein Kopf nur der Tischplatte annähern. Zum Verhängnis wird der Folge dabei, dass man die Technik sehr in’s Rampenlicht rückt – Fehler die bei B-Filmen wie 380.000V * in der Nebenhandlung untergehen werden hier passend eingerahmt und über Minuten plattgetreten. Am Ende ist die Sache für mich angesichts der mangelnden Verfügbarkeit und der technischen Fehlern recht klar: Es dürfte bei der einen Folge bleiben. Eventuell werfe ich später nochmal einen Blick drauf, wenn sie auch über andere Quellen verfügbar ist. Dann aber mit passender Flasche für das „ist Unfug“-Trinkspiel.

Qt5: LoadLibrary-Fehler mit RDP unter Windows (ATI, OpenGL, Nextcloud)

Das Qt-Framework wird von vielen Projekten genutzt um grafische Oberflächen auf allen Betriebssystemen einheitlich entwickeln zu können. Bekannte Softwarepakete, welche Qt nutzen, sind unter Anderem: Nextcloud-Client, Owncloud-Client, FileZilla, Quassel, Mumble, MiniTube, Bitcoin-Qt, Scribus, LuminanceHDR, Audacious, Clementine, LMMS, VLC, AviDemux-qt, Shotcut, OpenShot, LibreCAD, FreeCAD, OpenSCAD, QOwnNotes, Calibre, KeePassX, KeePassXC, Wireshark und BlueStacks.

Eigentlich eine praktische Sache, jedoch mit einem Haken: Mit Qt5 versuchte man viele grafische Operationen per Hardwarebeschleunigung zu erledigen. Dies sorgt für schnellere Programme und weniger Systemlast. Für die Ansteuerung der Grafikkarte nutzt man hierbei OpenGL, welches auf allen gängigen Betriebssystemen verfügbar ist. Leider tritt man sich hierbei auch einige Probleme ein, so ist z.B. Windows dafür bekannt qualitativ zweifelhafte Treiber zu verteilen, welche stark auf Gaming optimiert sind, aber bei anderen Operationen gerne ins Straucheln kommen.

Ein recht verbreitetes Problem tritt dann auf, wenn eine AMD-Grafikkarte wie z.B. Radeon oder im System steckt, man jedoch auf den Windows-Rechner per Remote Desktop (RDP) zugreift. Windows lädt – auch wenn RDP genutzt wird – die Grafikkartentreiber. Ein Fehler in den ATI-Treibern, welcher bereits seit Ende der 2010er-Jahre bekannt ist, führt jedoch dazu, dass in RDP-Sitzungen Grafikoperationen nicht in Software ausgeführt oder von der Grafikkarte berechnet und zurückgegeben werden, sondern sie versuchen diese Trotzdem komplett in der GPU zu verarbeiten und brechen die Anfrage letztendlich ab. In vielen Anwendungen äußert sich das in fehlenden Grafikelementen oder Fehlermeldungen. So lässt sich z.B. der Nextcloud-Client gar nicht starten und Quittiert den Versuch die GUI per RDP zu öffnen mit einem fatalen Fehler. Es ist somit nicht möglich die Software per RDP zu starten.

Fehlermeldung NextCloud-Client: „LoadLibrary failed with error 87: The parameter is incorrect.“

Glücklicherweise kann man sich hierbei einer Eigenheit von „Shared Libraries“ zu nutze machen, welche peeter123 auf GitHub vorschlägt: Jede App bevorzugt seine eigene Version, nur wenn sie selbst nichts mitliefert wird auf jene des Systems zurückgegriffen. Im Falle des OpenGL-Bugs kann man also einfach statt der Microsoft/ATI-Version eine weniger kaputte nutzen. Hierzu eignet sich z.B. die Variante des Mesa-Projektes, welche die OpenGL-Operationen nicht direkt an die Grafikkarte sendet. Um diese nun einzubinden lädt man auf der Releases-Seite die letzte Release-Version für mingw herunter (mesa3d-xx.yy.zz-release-mingw.7z), öffnet diese (z.B. mit 7Zip) und kopiert aus dem Ordner x64 (für 64-Bit-Systeme) die Datei „opengl32.dll“ in den Ordner des betroffenen Programms, also z.B. C:\Program Files\Nextcloud. Hierdurch greift die Änderung nur für diese eine App und beeinflusst nicht alle installieren Programme. Fortan sollten die Operationen der Software ohne GPU-Treiber laufen und die Applikation somit auch per RDP lauffähig sein.

Durch diese Änderung verliert man zur potentiell etwas Geschwindigkeit in der betroffenen App, dies sollte bei aktuellen Systemen aber nicht groß auffallen – insbesondere, wenn man diese ohnehin nicht häufig aktiv nutzt. Immerhin ist die Software so auch remote nutzbar. Mit fortschreitender Migration auf Qt6 sollte sich das Problem mit der Zeit auch ganz von selbst erledigen: Dies nutzt statt OpenGL die jeweiligen Funktionen des Betriebssystems, welche auch auf Windows nicht ganz so kaputt sind.

Raspian: AbhängigkeitsFehler bei Upgrade von Buster zu Bullseye (unreleased)

Normalerweise ist ein Upgrade von Debian zu einer neueren Version keine große Sache: System in aktuellen Release aktualisieren (apt dist-upgrade), Sources anpassen, full-upgrade, fertig. Leider scheint Raspian hier wieder eine Extrawurst zu benötigen. Nach Ändern der Sources von Buster (Debian 10) zu Bullseye (Debian 11) gab es beim full-upgrade einen Abhängigkeitsfehler:

Calculating upgrade... Error!
Some packages could not be installed. This may mean that you have
requested an impossible situation or if you are using the unstable
distribution that some required packages have not yet been created
or been moved out of Incoming.
The following information may help to resolve the situation:

The following packages have unmet dependencies:
 libc6-dev : Breaks: libgcc-8-dev (< 8.4.0-2~) but 8.3.0-6+rpi1 is to be installed
E: Error, pkgProblemResolver::Resolve generated breaks, this may be caused by held packages.

Manuell festgenagelte Pakete gab es meinerseits nicht, entsprechend hätte ich erwartet, dass die Abhängigkeiten automatisch aufgelöst werden können. Abhilfe schaffte letztendlich das Update von GCC vor dem full-upgrade mittels apt install gcc-8-base per Hand zu installieren. Hierdurch wurden die beteiligten Pakete vorab aktualisiert und das Abhängigkeitsproblem somit aufgelöst.

Vorsicht: Bullseye für Raspian ist auch 2 Monate nach dem Release von Debian 11 noch nicht offiziell freigegeben. Viele Systemteile, die Raspian gegenüber einem „echten“ Debian ändert, sind noch nicht lauffähig. So startet nach dem Update beispielsweise dhcpcd nicht mehr. Schaltet man die Raspian-Anpassungen ab (z.B. in dem man Systemd, Networkmanager o.Ä. nutzt) ist das System jedoch prinzipiell lauffähig.

Windows-Update – Fehler 0x800f0831 beheben

Hinweis: Die Screenshots sind von einem älteren System, die Meldungen, Pfade und Vorgehensweisen sollten sich jedoch auch auf aktuelle Versionen übertragen lassen.

Und wieder das übliche Bild: Auf einem Windows-System sind nicht alle Updates installiert. Keine gute Idee, insbesondere bei Systemen, die an einem Netzwerk betrieben werden. Also schnell in die Einstellungen und Updates installieren – in der Theorie. Leider passiert es nach meiner Beobachtung immer wieder, dass Updates quer sitzen und sich nicht installieren lassen. Auch im aktuellen Fall sah man bereits: „Failed“ war im letzten Installationsversuch zu erkennen.

8 offene Windows-Updates, letzter Installationsversuch fehlgeschlagen

Auch ein manueller Versuch über „Install updates“ brachte kein Erfolg. Der Assistent schien fehlerfrei zu laufen, nach dem im Anschluss angeforderten Reboot war jedoch das Bild wieder identisch: Die Updates standen erneut als offen drin. Also erster Blick: Welche waren überhaupt betroffen. In den Details fanden sich neben den meist wenig aussagekräftigen Bezeichnungen auch die KB-Nummern, welche bei Microsoft die zugehörigen Dokumentationen beschreiben.

Liste der offenen Updates mit KB-Nummern

Hier kam dann der Microsoft Catalog unter https://www.catalog.update.microsoft.com/ ins Spiel: Über diese Webseite lassen sich per KB-Nummer einzelne Updates suchen und per Hand herunterladen. Hierbei etwas aufpassen: Oft sind die Updates für verschiedene Betriebssystemversionen und CPU-Architekturen mit der selben KB-Nummer eingestellt, beim Download lohnt es sich also doppelt hin zu schauen.

Microsoft Update Katalog-Webseite mit einzelnen Updates

Die zum Download angebotenen MSU-Dateien sollten sich direkt per Doppelklick öffnen lassen und einen Setup-Assistenten zeigen. Leider brachte auch die händische Installation keine Besserung – am Ende des Assistenten vermeldete das Ergebnis ein wenig aussagekräftiges „The following updates were not installed„. Auch die Ereignisanzeige des Betriebssystems verriet nicht mehr als eben jene wenig hilfreiche Statusmeldung.

An dieser Stelle wird oft eine Reparatur mit DISM.exe /Online /Cleanup-image /Restorehealth bzw. Sfc /scannow oder gar eine Neuinstallation empfohlen. Ist jedoch klar, dass das System keine weiteren Probleme hat, ist eine gezielte Reparatur jedoch oft weniger Zeitintensiv als eine vollständige Neuinstallation, insbesondere wenn die betroffenen Systeme nicht über ein Konfigruationsmanagement/Orchestration zur automatischen Installation verfügen.

Glücklicherweise erstellt Windows Update an diversen Stellen erweiterte Protokolle, welche die Fehlersuche erleichtern. Bei Installationsfehlern sind die CBS-Logs meist die hilfreichste Anlaufstelle. Die Korrekte Datei findet sich unter %systemroot%\Logs\CBS\CBS.log. Eine Suche nach “ Error “ (mit ein paar Leerzeichen dahinter) sollte die relevante Stelle schnell sichtbar machen. In diesem Fall handelte es sich um eine Inkonsistenz im Updatespeicher, die zugehörige KB-Nummer ist in solchen Fällen in der Fehlermeldung erkennbar. Wer diese vergleicht wird feststellen, dass es sich hierbei nicht um eins der zur Installation vorgemerkten Updates handelte. Stattdessen betraf es ein älteres Update, welches für die aktuelle Installation benötigt wurde. Das genannte, ältere Update war laut System installiert, fehlte in Realität jedoch. Ein solcher Zustand ist oft zu finden, wenn bei einem vorherigen Update der Rechner abstürzte.

Ausschnitt CBS-Log. Vorausgesetzte KB-Nummer in der Fehlermeldung erkennbar

Also zurück zum Catalog, dort kann man das defekte Update manuell herunterladen und nochmals installieren. Ist dies Erfolgreich sind Updatespeicher und Realität an dieser Stelle wieder auf einem konsistenten Stand und die Installation der neueren Updates kann fehlerfrei erfolgen. Möglicherweise muss der Vorgang für mehrere ältere Updates wiederholt werden. Hier kann es helfen in der Updatehistorie zu prüfen, welche Updates mit dem Betroffenen zeitgleich installiert wurden und diese – sofern nicht ersetzt – präventiv ebenfalls neu zu installieren. Am Ende sollten sich alle Updates installieren und das System so auf einen aktuellen Stand bringen lassen.

Windows 10: Fehlende Audioausgabe nach April 2020-Updates (Realtek)

Nach installation der April 2020 Updates für Windows 10 19.09 kam es auf einigen von mir betriebenen Systemen zum Verschwinden der Audio-Treiber. Somit war eine Ton Ein- und Ausgabe nicht mehr möglich. In Zeiten von dauerhaften Videoschalten eher ungünstig. Selbes wurde von anderen Nutzern berichtet. Allen gemein: Es handelt sich um PCs und Laptops mit Realtek-Sound auf Basis von Intel HD Audio.

Treiber-Updates zeigen keine Änderung, das Booten eines vernünftigenanderen Betriebssystems bingt funktionierenden Ton mit sich. Interessant dabei: Die Audio-Devices tauchen nicht einmal mehr im Gerätemanager auf. In den ausgeblendeten Geräten wird das Gerät noch angezeigt, jedoch mit der Info „Dieses Hardwaregerät ist zurzeit nicht an den Computer angeschlossen. (Code 45)“.

Sucht man etwas weiter findet man unter „Systemgeräte“ einen Eintrag für „Intel(R) Smart Sound Technologie-OED“, welcher als „nicht gestartet“ (Code 10) markiert ist.

Auch an diesem kann man sich lange erfolglos abarbeiten. Ursache ist der vermeintlich fehlerfreie eintrag drüber: „Intel(R) Smart Sound Technologie-Audiocontroller“. Hier klickt man in den Details auf Treiber ? Treiber aktualisieren. Im Assistenten wählt mach „Auf dem Computer nach Treibersoftware suchen“ und dort „Aus einer Liste verfügbarer Treiber auf meinem Computer auswählen“.

Nun erhält man eine Liste aktueller und älterer Treiber. Statt der Smart-Sound-Technologie (SST) wählt man „High Definition Audio-Controller“ und installiert diesen. Im Anschluss erkennt Windows alle Geräte am Audio-bus neu und die Sound-Ausgabe sollte wieder wie gewohnt funktionieren.