Unfreie Energiewende?

Seit einigen Tagen geistert im Netz der erste Teil des Dokumentarfilms „Leben mit der Energiewende“ im Netz herum. Nicht unbedingt etwas neues – Dokumentarfilme im Netz gibt es wie Sand am Meer, aber ein Tweet von Markus Beckedahl (Netzpolitik) brachte mich auf einen interessant klingenden Artikel aus dem Heise-Milieu: In diesem Interview wird erklärt

Warum ein ZDF-Journalist seinen Film samt Rohmaterial zur Energiewende unter Open Source allen zur Verfügung stellt

. Remixe, Gegenvideos, Netzpropaganda – alles erwünscht. Verwiesen wird im Artikel auf das oben genannte Video, von dort auf die offizielle Webseite, welche vollmundig „Das Open-Source-Projekt“ anpreist. Leider ist hinter der Fassade bisher nicht viel zu entdecken: Außer dem 45minütigen Video finden sich zwei Interviews und einige Fotos, das Bewegtmaterial ist dabei auf YouTube gehostet. Einen Download oder weiteres Rohmaterial sucht man vergebens – selbst die YouTube-Videos sind nicht zum Remixen freigegeben. In der Projektbeschreibung konnte ich ebenfalls keine klare Aussage finden: In der Sidebar wird wiefolgt der „Open Source“-Gedanke angepriesen:

Ohne Einschränkungen steht das Material kostenlos und überall einsehbar zur Verfügung…alles auch zum kostenlosen und freien Download, öffentliche Vorführungen und Nutzung erwünscht. Ohne weitere notwendigen Genehmigungen. Alles frei!

Gleich daneben wird es dann aber teuer, denn

Für Unterstützer des Projekts werden sog. „Lizenzen“ vergeben. Jede Lizenz kostet 2.500€ (zzgl. Mwst.).
…Die Unterstützer erhalten für ihre Lizenz ein umfangreiches Rechtepaket mit folgendem Inhalt:
Unbeschränkte Nutzungsrechte für den gesamten Film, auch in Ausschnitten…Ebenfalls erhalten die Lizenznehmer das gedrehte Rohmaterial zur freien Verfügung gestellt.

Auch wenn die Bezeichnung „Open-Source-Projekt“ durch die Möglichkeit die Quellen zu kaufen möglicherweise nicht komplett falsch ist, so hinterlässt die Aggressive Werbung mit diesem Begriff bei mir jedoch einen vertrauensschädigenden Nachgeschmack, denn gerade bei technologieaffinen Internetnutzern ist dieser Begriff eher mit freien Inhalten bzw. der Definition der Open Source Initiative verbunden und deren Erkennungsmerkmale sind mit dem aktuellen Projektinhalten nach meiner Auffassung kaum vereinbar.

Auch wenn ich das Thema der Dokumentation interessant finde: Die Vorgehensweise kratzt nach meiner Auffassung an der Glaubwürdigkeit der Produktion – ohne klare Aussagen zu Lizenz und Verfügbarkeit ist eine Weiterempfehlung als verlässliche Informationsquelle wohl nicht mit dem Gewissen zu vereinbaren.

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