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Wir sind der Ring. Aber ihr wohl nicht mehr… #wirsindderring

Eigentlich dürfte ich jetzt gar keinen Blogeintrag schreiben können, denn theoretisch säße ich so kurz vor Fronleichnam – wie jedes Jahr – in einem Zelt bei Rock am Ring. Eigentlich. Nach 10 Jahren ununterbrochenem Ringrocken setze ich dieses Jahr dann mal aus – es ist nicht mehr mein Ring.

Hier mal eine kurze Historie, wie ich den Ring erlebt habe und warum ich denke, dass die jetzige Veranstaltung nicht mehr „mein“ Rock am Ring ist.

Los ging es für mich – wie gesagt – vor 10 Jahren. Nachdem in den Vorjahren immer wieder Termine dazwischen kamen schnappte ich mir kurzerhand einen Freund und fuhr los. Freitags natürlich, denn da gehen ja die Konzerte los. Großer Fehler. Wir landeten auf dem Krebsberg, einem recht weit abgelegenen Platz. Dort fanden sich vor Allem Familien und es ging eher ruhig zu. Nunja, ist halt lauferei, aber passt schon – und etwas Nachtruhe ist für den ersten Festivalbesuch ja auch nicht so schlecht. Da die Konzerte doch etwas härter waren ist etwas Ruhe nicht so unangebracht. Zu dieser Zeit gab es noch keine Wellenbrecherbereiche und so durfte auch ich mitbekommen was passiert, wenn alle nach Vorne wollen. Offenbar hatte man irgendwann willkürlich Zäune aufgestellt um zu verhindern, dass noch mehr Besucher nach vorne drängen. Ein und Auslass nur noch auf der rechten Seite – so hieß es. Wer Links stand hatte keine Chance durch zu kommen. Also zumindest bis Einige dann mal anfingen die nicht ganz so groß gewachsenen Besucher über die Zäune ins „Freie“ zu bewegen. Unschöne Sache.

Im Nächsten Jahr war man dann schlauer. Auf beiden Seiten. Besagter Freund und ich waren früher da und durften uns über einen Platz auf B freuen. Das Jahr wurde dann besonders Spaßig, denn neben uns fand sich eine Truppe der Ringrocker. Diese „Fan-Vereinigung“ organisiert nicht nur Partys auf Zeltplätzen, sondern auch gleich eine komplette Warm-up-Party. Entsprechend heiter ging es dann auch in diesem Jahr zu. Auch auf dem Gelände hat man dazugelernt, denn wenn ich mich richtig entsinne gab es in diesem Jahr erstmalig „Wellenbrecherbereiche“, sodass eine Überfüllung und fehlende Möglichkeiten den Bereich zu verlassen nicht mehr vorkommen sollte. Nicht ganz ohne Kinderkrankheiten, aber generell doch etwas, das ich eine gute Idee fand.

Ich meine in Jahr Drei war es, dass ich erstmalig auf A5 landete. War halt der erste Parkplatz aus meiner Richtung, der frei war. Diesmal mit mehreren aus meinem Freundeskreis, die sich angeschlossen hatten. Schon beim Aufbau machten wir Bekanntschaft mit einigen Nachbarn (ja, wenn man einen Hammer dabei hat ist man schnell beliebt…) und so bildete sich eine lustige Truppe, die sich wirklich als Querbeet bezeichnen durfte. Sowohl geografisch, denn man fand Alles – von Münsterländern bis zu Bayern, die RaR cooler fanden als RiP. Auch Gesellschaftlich war die Gruppe gemischt, denn auch hier war zwischen Geschäftsführer über Büromenschen hin zu Arbeitern vom Bau alles vertreten. Das Festival verging und in den nächsten Jahren fand sich ein Großteil der selben Truppe wieder auf A5 ein. Selbst Leute, die zwischenzeitlich eher auf Hotelzimmer und VIP-Eintritt setzten fanden sich am Ende doch die meiste Zeit bei unseren Zelten wieder. Ist halt mehr Party. Das Ganze wurde dann auch immer weiter ausgebaut. Meterlanges Gruppenzelt , Kühlschrank, Pizzaofen, Pool und eine passende Medienanlage für alles zwischen Musik und Mario-Kart. Ich bin da zwar eher der Selbstversorger, aber spätestens das Zelt ist bei Regen und Sturm halt praktisch, kann man weiterfeiern. Zeitweise waren mehr als 40 Leute in unserem „Camp“, organisierten Partys, Turniere und andere Events. Nicht verwunderlich, dass in einigen Jahren ein Teil der Leute das eigentliche Festivalgelände gar nicht betrat und stattdessen auf dem Campingplatz durchfeierte.

Die ersten Schatten müssten dann gegen 2014 aufgezogen sein – ich meine da gab es dann das erste mal Stress mit dem Veranstalter. „Mimimi keine großen Möbel“. Sie könnten ja liegen bleiben. Really? Ich weiß, dass auf RaR viel liegen bleibt und ja, das ist ein Problem. Aber gibt es hier keine andere Lösung? Soweit ich weiß wurde „Großkram“ mit Foto, Name und Anschrift registriert und ein Pfand hinterlegt. Wenn sich ja jemand nicht abmeldet sollte das auffallen und ggf. die Reinigungskosten umgelegt werden können. Wir hatten mWn immer alles entweder mitgenommen oder bei den Müllsammelstellen abgegeben. Auch ich selbst musste dran glauben. Ich hatte seit Jahren eine kleine Elektronik dabei: Ein kleiner Bleiakku wurde Zuhause per Solar geladen und durfte beim Camping Licht, Handy & Co versorgen. Li-Ion war noch teuer. Der sollte nun verboten sein – er könnte ja auslaufen. Ein AGM-Akku. Ja sicher. Mir sind schon viele von denen „um die Ohren geflogen“, aber noch keiner dabei ausgelaufen.

Auch Gelände wurde immer unschöner, vor Allem die Getränkemitnahme. Man durfte plötzlich nur noch einen Tetra-Pack mit 1l mitnehmen. Und das führte zu vielen tollen Diskussionen beim Einlass. Muss original verschlossen sein. OK. Und jetzt bitte Deckel öffnen. OK. Und jetzt bitte Deckel in den Müll. WTF? Begründung? Damit kann man ja Jemanden abwerfen. JA MIT DEM TETRAPACK VON >=1kg NICHT?! Und wo ist der Unterschied, ob ich Tetrapack oder PET-Flasche mit 1l gegen den Kopf bekomme? Kontrolle in allen Ehren, aber das hier klang doch eher nach reiner Schikane. Eine offener Tetrapack ist quasi unbrauchbar – er schwappt über, es können Dreck und Wespen rein. Toll. Entsprechend sah es dann auch vor den Bühnen aus – so viele durch dehydrierung kollabierte Besucher gab es IMO in den Vorjahren nicht. Ich bin schnell in den McGyver-Modus gewechselt und konnte aus diversen Utensilien mir kurz hinter dem Eingang einen ausreichend dichten Verschluss basteln und so zumindest etwas Flüssigkeit mitnehmen – passt. Zudem hat man an den Brechern meist das Glück, dass auch die Security – je nach Tagesform – schon mal etwas ihrer Verpflegung verschenkt oder in den späteren Jahren über Wasserschläuche die Behältnisse der Besucher auffüllt.

Um nochmal klar zu stellen: Hier geht es nicht darum, dass ich den Veranstaltern und Budenbesitzern ihren Umsatz nicht gönne, es ist nur praktisch nicht möglich. Selbst wer bereit ist die 5€ für ein kleines Wasser zu zahlen hat keine praktikable Möglichkeit dazu. Wer während den Konzerten zur Getränkebude wandert ist seinen Platz los – wer vorne stehen will muss also auch dort bleiben. Vorher etwas kaufen? Auch nicht drin: Es gibt nur Becher. Wie war das mit Überschwappen, Dreck und Wespen? Einzige Chance: In den Pausen laufen Verkäufer mit Faß durch die Reihen und bieten Getränke an. Die Auswahl? Bier. Nur Bier. Ich bin zwar kein Antialkoholiker, aber wenn ich den ganzen Tag vor der Bühne in heißer Sonne literweise Bier trinke dürfte ich von den Headlinern nicht mehr viel mitbekommen.

2015 dann Mendig. Glücksfall für mich, das ist selbst zu Fuß schnell zu erreichen. Auch auf dem Gelände wurden die Wege deutlich kürzer, so kann man dann auch mal zwischenzurch zwischen Zelt und Festivalgelände pendeln. Einen riesen Pluspunkt konnte man bei mir durch die Umgestaltung und Vergrößerung des Festival-Supermarktes erreichen. Gerade in Kombination mit den kurzen Wegen hieß das für mich, dass ich mit Rucksack, Zelt und zwei Tüten in der Hand alles notwenige in einem Weg zwischen Auto und Zeltplatz transportieren konnte. Den Rest besorgte ich mir dann vor Ort – zu normalen Ladenpreisen.

Camping und Organisation war jedoch eher eine Katastrophe. Durch die Einschränkung, dass es sich um ein Wasserschutzgebiet handelt, durften keine Aggregate mitgenommen werden. Stattdessen führte man das „Roch’n’Roll-Camping“ ein: Gegen Aufpreis sollte man bessere Parkplätze sowie einen Campingplatz mit Stromanschluss erhalten. Sollte. Zum Einen gab es wohl massive Platzprobleme, da sich nun die kleinen und großen Gruppen nicht mehr mischten, sondern alle Großgruppen auf RnR drängten und so am Ende deutlich mehr Platz benötigten als wohl vom Durchschnitt ausgehend berechet wurde – toldyouso. Einige mussten daher wohl trotz passendem Ticket auf die allgemeinen Plätze ausweichen. Auch Strom war, wenn man denn Platz bekam, eher ein Witz: 10 Personen = 2kW. Keine Herde, keine Öfen, keine – wait what?! Ja: Keine Verstärker. Auch Fön oder Kaffeemaschienen sollten vermieden werden. Wer zuvor mit Aggregat und Drehstrom ausgestattet war fand das jetzt nicht so lustig. Vor Allem nicht als man erfahren musste, dass der Verteiler „leider schon voll“ war. Pech gehabt: Gezahlt und trotzdem kein Stom, wenn die Nachbarn nichts von ihrer Ration abgeben wollen. Auch führte die Teilung dazu, dass die Gruppen zerbrachen. Wer Geld und viel Ausstattung hatte zog zum RnR, wer einfach nur das Festival genießen wollte eher zum allgemeinen Camping. Selbst das gegenseitige Besuchen war quasi unmöglich, da man ohne passendes Ticket-Addon nicht zum RnR und somit dem Gemeinschaftszelt durchgelassen wurde. Immerhin durfte man sich noch durch den Zaun unterhalten. Tolle Camping-Atmosphäre.

Ich will an diesem Wochenende loslassen und nicht alle paar Meter überlegen, wo meine individuell gekauften Zutrittsrechte enden. Ich will beim Ticketkauf in Vorfreude schwelgen. Wenn ich en Produkt mit 200 individuellen Möglichkeiten abwägen will, geht ich zu Subway.
(Mambo @ ringrocker.com)

Und dann war da ja auch noch das Gewitter. Also das Erste. Verzeichne ich mal unter „Shit happens“. Ist halt Open Air. Sowas gab es auch schon am Ring – man denke nur an den „Tornado“ von 2010 & Co. Und auf anderen Festivals ist da schon schlimmeres passiert. Ich kam Dank Mülltüten und Panzerband trocken davon – und das obwohl das Zelt zu dem Zeitpunkt schon weit über 8 Jahre auf dem Buckel hatte und nicht grade pfleglich behandelt wurde. Trockengelegt, weiter gehts.

wir als gast haben unwetter, unwetter, sogar vorallem falschen terror so weggesteckt wie wir festivalsfreaks eben sind
(StonedHammer @ ringrocker.com)

2016. Jahr Zwei. Jetzt wird alles Besser, oder? Nein. Zu wenig Parkplätze, zu wenig Zeltplätze – selbst ich musst an Tag 0 noch vor der offiziellen Öffnung warten, dass eine Reservefläche verfügbar wird. Zuvor durften nur Leute mit Frühanreisetickets, welche es mit begrenztem Kontingent gab, drauf. Normalerweise wäre dies ein Grund dem Veranstalter gewaltig den Allerwertesten aufzureißen, aber an der Stelle musste ich Ihn doch verteidigen: In den Tagen zuvor hatten heftige Regenfälle die Region getroffen. Einige Orte standen unter Wasser, die Feuerwehren waren im Dauereinsatz. Auch das Flughafengelände – wie gesagt, ich komme aus der Ecke und kenne es daher recht gut – hatte schwer gelitten: Teile der Wiesen hatten sich in Schlamm verwandelt und waren unbenutzbar, asphaltierte Wege nebendran zum Teil unterspült oder gar eingebrochen und weggespült. Für diese Ausgangsumstände lief die Anreise doch überraschend professionell ab.

Aber auch das Jahr soll nicht ganz ohne Zwischenfälle verlaufen: Ich meine ich war grade auf dem Weg von Disturbed zur „Fressmeile“ und traf ein paar Leute, die im selben Ort wohnten. Während ich mir das immer noch beste Festivalfutter (Hallo Handbrotzeit) schmecken ließ meinte einer dieser Mitortsbewohner: Oh, wird dunkel da. So, nun kennt man hier sein Wetter und kann sowas ungefär deuten. In diesem Fall hieß das für mich: Ich geh dann mal mir was Trockenes suchen. Zwar wäre Tenacious D und Volbeat sicher noch interessant gewesen, beide hatte ich aber schon öfter gesehen – nicht genug Motivation mich dafür in den Regen zu stellen, zumal das nach viel Regen aussah. Bis zum Zelt kam ich nicht mehr, da ging es schon richtig los. Glücklicherweise hatte ich auf Basis der Vorhersagen und Wetterwarnungen des DWD eine ordentliche Regenjacke dabei, für die ich morgens noch unverständnisvolle Kommentare erntete, und bleib daher soweit trocken. Obenrum. Unten war schnell „Land unter“. Zwar hat die asphaltierte Landebahn Abläufe, die waren aber offenbar durch dort hingestellten und nun aufgeweichten Papiermüll verstopft. Das Ergabnis war ein Wasserspiegel, der in so ziemlich jedes Schuhwerk lief. Great. Hinzu kamen ein paar Blitzeinschläge – Gewitter halt. Von mir aus sah das nach Gebäuden aus, aber wie sich später rausstellte gab es offensichtlich auch ein paar Äste, die sich Besucher als Wege suchten. Am Zelt angekommen für mich erst mal das übliche Spiel: Trockenlegen, Ravioli aufsetzen, in der Zwischenzeit das Wasserschaden-Handy vom Nachbarn reparieren – was man halt so tut.

Nächster Morgen. Sonne. Wäre da nicht der neu entstandene See nebenan, in dem vereinzelte Zelte schwammen, hätte man vom Unwetter nicht viel sehen können. Vom Zelt aus. Durchsagen und Twitter vermeldeten jedoch, dass es wohl doch etwas ungemütlicher aussah. Verletzte, Festival unterbrochen, man prüfe und werde Informieren wie es weiter geht. Vielen war das recht egal – durchnäßt traten großere Massen schon mal vorsorglich den Heimweg an. Ich packte erst mal Campingstuhl, Ravioli und ein Buch aus – nur die Harten kommen in den Garten. Und niemand versaut mir das Frühstück.

Als dann das Festival fortgesetzt wurde war wohl jedem schnell klar, warum die Unterbrechung nötig war. Das eigentliche Festivalgelände hatte ziemlich gelitten. Ich kann da nur allen Technikern und Helfern meinen Respekt ausdrücken, die aus diesem Chaos wieder ein halbwegs brauchbares Gelände zauberten. Während vor den Bühnen Fans auf Plastikböden den Klängen der funktionierenden Technik lauschten war weiter hinten ein Sumpf entstanden. Selbst ich mit meinen überdurchschnittlichen Füßen versank erst mal gute 5cm im Morast. Und es war ein fieser, dünnflüssiger, welcher beim Versuch den Fuß wieder hoch zu bekommen ein Vakuum zog. Entsprechend viel Kraft war nötig um vorwärts zu kommen. Jedes krabbelnde Kleinkind wäre schneller gewesen.

Der nächste Morgen oder Nacht dann mit der „bösen“ Nachricht: Abbruch. OK, nicht verwunderlich. Was folgte ist aber noch immer etwas, dass ich nicht wirklich gutheißen kann. Mit nur wenig Vorlaufzeit wurden die Besucher aufgefordert das Gelände bis Mittag zu räumen. Anweisung des RP-Innenministers. Ich bin sicher kein Experte, aber das klingt doch eher nach dem Versuch sich politisch zu profilieren als nach einem sinnvollen Sicherheitskonzept. Alle Letzteren die ich kenne haben da eine klare Linie: So lange wie möglich den Betrieb aufrecht halten, sodass man die Besucher nach und nach ohne Gefahr und Panik evakuieren kann. Dass so ein Konzept funktioniert konnte man auch schön letzte Woche beim Brand im Europapark zu sehen. Stattdessen wurde man quasi aus den Zelten geworfen, wurde ohne Möglichkeit sein Hab und Gut mitzunehmen zum Parkplatz getrieben. Grade wer nicht, wie ich, die Absage schon in der Nacht mitbekommen hatte und alles mit einem Gang zum Auto bekommt dürfte hier etwas blöd aus der Wäsche geguckt haben. Die Wege sahen entsprechend aus – statt wie üblich verteilt drängten alle gleichzeitig heraus. Stürze, Verletzungen und Co inklusive – der „Schotter des Todes“ war noch nicht überall verschwunden. Und für was? Dass nun ein Haufen teils stark alkoholisierter Besucher ohne Verpflegung auf einem verschlammten Parkplatz stand, aus dem keine Abfahrt möglich war. Sehr sicher. Großartige Leistung.

2017. Auf nach Mendig. Oder auch nicht, denn kurzfristig ging es dann doch wieder zum Ring. Leider mit allen Einschränkungen. Wärend die Verbote in Mendig durch das Schutzgebiet ja Sinn machten klingt es am Nürburgring doch eher nach Geldmache. Keine Aggregate wegen Umweltschutz? Als ob das das größte Problem wäre – vor Allem da direkt neben den Zelten die Großaggregate der WCs, Verkaufsstände und Beleuchtung wie eh und je brummten. Und nur Tage vorher die der Besucher des 24h-Rennens. Auch Anlagenverbot, Besuchsverbot und der Einlasswahnsinn zogen mit. Nun aber ohne die Vorteile, welche sich in Mendig ergaben. Entsprechend hielt sich meine Laune in Grenzen, aber hey, Rammstein. Oder auch nicht. Terroralarm. Weil ein Name falsch aufgeschrieben wurde. Welp – wird sich schon wer was bei gedacht haben wieder einmal Zehntausende von einem Gelände zu werfen. Immerhin schienen die Besucher hier etwas ruhiger, sodass zumindest ich weniger Verletzte sehen konnte. Also außer jenen, die durch das fehlende Wasser zusammenklappten. Festival gelaufen. Etwas bitteren Nachgeschmack gab es für mich dann noch, als Veranstalter MLK der Kragen platzte und er in einer Pressekonferenz gegen alles und jeden Wetterte. Ja, man kann bei so einer Aktion sauer sein. Ja, man kann dann wütend werden. Aber nein, man sollte deswegen keine unüberlegten Anschuldigungen gegen ganze Gruppen raushauen, dass hier absichtlich Besucher gefährdet würden. Vor Allem nicht, wenn man selbst nicht ganz frei von diesem Vorwurf ist, denn die Ursache für das ganze Problem muss sich MLK wohl selbst auf die Kappe schreiben. Ich komme aus RP, muss ich mich jetzt auch bei jeder Vorstellung aktiv von den Entscheidungen einiger Politiker distanzieren?

MLK kommt mir – auch bedingt durch die schlimmen Aussagen vom letzten Jahr – nur noch vor, wie ein verbitterter alter Mann, der sieht wie sein Projekt stirbt aber nicht versteht, dass man sich viele Probleme selbst erschaffen hat.
(Mehlsack)

Nu ist also 2018 und die Anreise läuft grade. Eine Karte habe ich nicht. Die Anzahl der für mich interessanten Bands ist von „wie soll ich mich teilen“ auf „eine Hand reicht zum Zählen“ gesunken. Hinzu kommt die Preispolitik: Statt wie bisher jährlich die Preise anzuheben hat man sie nun gesenkt! Also mit Stern. Man muss nun für 50€ das Camping und Parken extra kaufen. (Ja, ich kenne den Hintergrund. Parken/Campen wird durch einen anderen Veranstalter durchgeführt) Auf das gibt es dann auch keinen Frühbucherrabatt mehr. Am Ende also doch ein Plus, was als „wir werden günstiger“ verkauft werden soll. Die Einlasskontrollen wurden auch nochmal verschärft: Auf dem Festivalgelände darf man nun gar kein Wasser mehr mitholen – man kann sich ja Einwegplastikbecher mit Leitungswasser füllen. Muss dieser Umeltschutz sein. Einziger Vorteil: Es stehen keine Wahlen an, vielleich hält sich ja die Politik dann dieses Jahr mal raus. Auf auf den Zeltplätzen passt der Daumen jedoch nur noch mit gutem Willen in die Schraube: Große Zelte sind verboten, selbst mein „3-Personen-Zelt“ wäre für mich nicht zugelassen. Dass diese Personenangaben üblicherweise ohne Gepäck angegeben werden haben die Verantwortlichen wohl übersehen. Gruppen- oder Gemeinschaftszelte sind ebenfalls verboten. Pavillons um sich draußen vor der Sonne zu schützen? Ein Kleiner wenn die Gruppe mindestens 10 Personen hat. Grillen? Einweggrills wenn der Veranstalter sagt, dass das Wetter gut genug ist. Natürlich gilt weiterhin Aggregat- und Besuchsverbot. Sorry, aber warum sollte ich hinfahren? Das lässt kein Festivalfeeling aufkommen sondern erinnert mehr an Kindergarten. Ähnliches war auch in meinem Bekanntenkreis zu hören – ich bin mir nicht sicher, ob von den zeitweise mehr als 40 Personen überhaupt noch was übrig ist. Danach zu Urteilen, dass erstmals seit Langem das Festival nicht vorab ausverkauft ist haben sich das wohl auch einige Andere gedacht. Auch die Ringrocker, ich hatte sie ja schon erwähnt, haben einen offenen Brief geschrieben und fragen, ob wir noch der Ring sind. Ich denke: Nicht mehr so wirklich. Mal schauen, ob wir es wieder werden.

BitNotice #116 – Desire S Ladefehler & Ranting

BitNotice #116 - Desire S Ladefehler & Ranting

(28 MB) 00:06:35

2017-05-31 12:00 🛈

Festivalzeit und mein Desire S lädt nicht? Unschön – suchen wir mal den (einfache zu findenden) Fehler und lassen und gleich noch über HTCs neue Modelle und den Sicherheitswahn bei Festivals aus.

Rock am Ring 2016 – Doppelte Schlammschlacht

Etwas über drei Wochen ist es nun her: Rock am Ring 2016. Die 31. Auflage des Musikfestivals, welches seit 2015 nach einem Streit mit den neuen Inhabern des namensgebenden Nürburgrings am Flughafen in Mendig stattfindet. Oder eher stattfinden sollte, denn der Unwettersommer 2016 ist auch am Festival nicht spurlos vorbei gegangen. Die Geländeverhältnisse, Organisation und der letztendlich Abbruch haben für viele Diskussionen, nicht nur bei den knapp 95.000 Besuchern, gesorgt. Da auch ich – wie üblich – dort zu finden war, möchte ich meine Sichtweise hier mal darstellen.

Bild: https://www.adlerweb.info/blog/wp-content/uploads/2016/06/DCP_0003-me-300×225.jpgEins vorab: Ich sehe mich selbst als Ringrocker. Seit fast 10 Jahren findet man mich auf jeder Ausgabe des Festivals. Das heißt aber nicht, dass ich sonderlich begeistert von der Entwicklung des Festivals bin. Die Musikauswahl ist teilweise zweifelhaft, immer stärker werdende Sicherheitsmaßnahmen erscheinen willkürlich und nerven ab einen gewissen Punkt nur noch und ob das stetige Wachstum der Besucherzahlen eine sonderlich gute Idee ist wage ich auch noch zu bezweifeln. Trotzdem blieb ich der Veranstaltung bisher treu, denn – neben viel Murks – sind immer wieder Bands dabei, welche man sonst kaum in Deutschland finden kann und die Atmosphäre kombiniert mit der Hilfsbereitschaft, zumindest der länger teilnehmenden Fans, ist immer sehr angenehm. Davon abgesehen wohne ich grade mal sieben Kilometer Luftlinie vom Gelände entfernt – da kommt man dann ohnehin nicht drum herum.

Nachdem man im letzten Jahr einige Startschwierigkeiten mit dem neuen Standort hatte versuchte man diesmal nachzubessern: Die letztmals überfüllten Campingflächen wurden massiv vergrößert, Zugangswege am Haupteingang besser befestigt und freiwillige Helfer sollten Besuchern mehr Anlaufstellen bieten.

Auch wenn man nicht ganz untätig war stand die Veranstaltung jedoch schon im Vorfeld unter Beschuss – nicht ganz zu unrecht. Während in den letzten Jahren eine Anreise immer ab Mittwoch Mittag möglich war sollte diese nun erst Donnerstags möglich sein. Fair enough, mit dieser Entscheidung hätte ich keine Probleme gehabt, jedoch ging man einen anderen Weg: Wer drauf zahlte durfte doch schon Mittwochs auf die Campingflächen. Das man ohne diesen Frühanreiseaufpreis nicht mit einem Zeltplatz rechnen durfte sollte dabei klar sein – zu schnell würden andere Besucher sich passende Plätze sichern. Auch wenn ich den Wunsch verstehe die Kosten entsprechend zu verteilen stellt sich mir die Frage, ob man hier nicht die Hauptplätze eher von hinten oder längs hätte auffüllen sollen, sodass auch später Anreisende noch eine Chance auf ordentliche Plätze hätten. Nicht zuletzt auch, da diese Anreisekosten im Vorverkauf erst sehr spät kommuniziert worden.

Ebenfalls viel Kritik hagelte es für die neuen Sicherheitsbestimmungen: Auf das Gelände durften nur noch 0.5l Tetra-Packs mitgenommen werden. In meinen Augen ist das schon haarscharf an der Grenze zur Körpferverletzung. Wer einen guten Platz haben möchte muss mit dieser Packung den ganzen Festivaltag auskommen. Vor den Bühnen gibt es zwar einige „Rucksackverkäufer“, die haben jedoch ausschließlich alkoholisches im Angebot. Bei wärmerem Wetter wären hier dutzende Besucher mit akutem Wassermangel wohl früher oder später bei den Rettungsdiensten aufgeschlagen.

Bild: https://www.adlerweb.info/blog/wp-content/uploads/2016/06/Ck7HR2TW0AAg8Xp-300×225.jpgAuch von oben kam Unheil: Der Unwettersommer erwischte die Umgebung einige Tage vor dem Festival. Dauerregen ließ Hänge abrutschen, Häuser liefen voll. In unmittelbarer Nähe zum Festivalgeläde fielen 30 cm Hagel, Keller standen bis zu 1.5m unter Wasser. Auch dem Gelände setzte dieses Wetter ordentlich zu: Viele der Parkflächen waren zum Start so stark mit Wasser vollgesogen, dass sie nicht für Fahrzeuge freigegeben werden konnten. Auch einige Zufahrtswege waren durch die Regenfälle in Mitleidenschaft gezogen worden – die extra angelegten Teerstraßen sahen bei meiner Ankunft bereits teils unterspült aus.

Bild: https://www.adlerweb.info/blog/wp-content/uploads/2016/06/CkMF-qnUoAEhqgB-300×224.jpgBei meiner Anfahrt am Donnerstag landete ich erst mal im Stau. Zu dieser Zeit waren alle noch nutzbaren Parkplätze gefüllt und man versuchte Ersatzflächen zu schaffen. Nach etwa einer Stunde landete ich im Bereich „SM-Stallung„, fast 3km vom Zeltplatz entfernt. Besucher an den darauffolgenden Tagen hatten weniger Glück – zuletzt wurde sogar bis zum 30km entfernten Nürburgring umgeleitet, dessen Parkplätze noch halbwegs nutzbar waren, und ein Transport per Shuttlebus organisiert. Alles eher unbefriedigend, aber eher dem Wetter geschuldet als der Organisation. Was jedoch verbessert werden sollte ist die Kommunikation der Helfer: Die Einweiser auf Straßen und Pakplätzen wussten selbst nichts über die aktuelle Situation und waren damit beschäftigt nicht nur aufgebrachte Besucher zu besänftigen, sondern auch noch herauszufinden was sie denn jetzt überhaupt tun sollten. Klar Funkgeräte sind teuer und Frequenzen mangelware, aber warum nicht hier in „unkritischen“ Bereichen Handys nutzen? Selbst bei über das überlastete Netz gehen Textnachrichten schneller umher als der Supervisor, der per Auto Bescheid sagen fährt. Das einige freiwillige Helfer, die selbst nicht wissen was los ist und dauernd angemault werden, irgendwann auch etwas pampig reagieren ist da nicht sonderlich verwunderlich. Positiv: Auf den Parkplätzen selbst sorgte eine üppige Anzahl an Helfern für einen zügigen und geordneten Parkvorgang.

Weiter ging es an die Bandausgabe. Wer die Situation im letzten Jahr unbefriedigend fand wurde hier gelehrt, dass man es noch verschlimmern kann. Gerade mal drei Schleusen standen am Haupteingang zur Verfügung. Ergebnis: Knapp 4 Stunden Wartezeit. Immerhin schaffte man es nach einigen Stunden Ordner abzustellen, welche bereits in der Schlange Leute mit zu großen Gepäckstücken aussortierten (die maximalgrößen wurden vorab auf der Webseite komuniziert) und „Quereinsteiger“ einsammelten. Wie man jedoch diese Engstelle übersehen oder in Kauf nehmen konnte bleibt mir ein Rätsel.

Bild: https://www.adlerweb.info/blog/wp-content/uploads/2016/06/CkMGNIxUYAUIpD0-300×224.jpgAuf dem Zeltplatz das zu erwartende Bild: Obwohl die offizielle Öffnung gerade erst stattfand waren die verfügbaren Zeltplätze bereits vollständig belegt. Schlimmer noch: Auch die Helfer auf den Zeltplätzen hatten keine aktuellen Informationen. Geschätzt jeder zwanzigster Helfer hatte ein Funkgerät am Mann – mehr Infos kamen aber auch dort nur selten rein. Viele Besucher irrten stundenlang in den Gängen umher in der Hoffnung noch ein freies Plätzchen zu finden. Das viele hin- und her begann dabei den Wegen zuzusetzen: Was zuvor ein durchnässter Rasen war wurde immer mehr zur Schlammwüste. Zwar wurden vorab bereits entsprechende Ersatzflächen ausgewiesen, dort fehlte jedoch zu diesem Zeitpunkt fast die gesamte Infrastruktur. Ständig sah man Techniker hektisch Dixies und Stromgeneratoren durch die Gegend fahren um die Flächen für Besucher freigeben zu können.  Am Ende landete ich – 7 Stunden nach eintreffen – auf Zeltplatz 5.

Bild: https://www.adlerweb.info/blog/wp-content/uploads/2016/06/CkMGMZfUoAASSmj-300×224.jpgDie Versorgung selbst – naja. Die Anzahl der Dixies war überschaubar, vorhandene liefen über. Wie mir später zugetragen wurde konnten die meisten LKWs über die verschlammten Wege nicht an ihr Ziel kommen, die als Ersatz beschafften „Dixie-Traktoren“ hatten entsprechend viel nachzuholen und mussten wohl zwischendrin auch immer wieder andere Fahrzeuge freischleppen. Deutlich besser funktionierte der Lidl Rock-Shop. Kaum Wartezeiten, üppiges Sortiment, erträgliche Preise – da lohnt das Vorratsschleppen bei der Anreise kaum.

Bild: https://www.adlerweb.info/blog/wp-content/uploads/2016/06/CkMGGX5UoAAY-y_-300×224.jpgFreitag ging es dann los – rauf auf’s Gelände. Insgesamt machte es einen recht frischen Eindruck – die Wiesen waren noch als solche erkennbar, an einigen Stellen wurden Schlammlöcher in den frühen Nachmittagsstunden noch mit Rindenmulch abgedeckt. Die vorderen Bühnenbereiche waren ohnehin mit Plastikböden präpariert, sodass dort selbst im Pit nichts zur Schlammschlacht ausartete. Ich selbst begnügte mich mit der gewohnt ersten Reihe der Hauptbühne bei Bands wie Breaking Benjamin (von denen sich Mr. Burnley im Anschluss auch gleich bei den Fans per Handschlag verabschiedete. Auch mal was Neues). Zumindest bis zum Ende von Disturbed. Nach einem kurzen Abstecher zu While she Sleeps im Zelt zog es mich dann in Richtung Verpflegung. Kurzes stocken: Müsste Tenacious D nicht schon spielen? Naja, wäre nicht die erste Band, die ihren Einsatz verpennt. Bild: https://www.adlerweb.info/blog/wp-content/uploads/2016/06/CkMGJkdUoAAxyv9-300×224.jpgIch traf auf eine Truppe aus meinem Heimatort – diese wollte ich grade verdrücken, da eine dunkle Wolke am Horizont auftauchte. Nunja, Essen geht vor. Gerade als ich den Magenfüller entgegennahm konnte man aus Bühnenrichtung die Ansage hören sich von Bühnen und Zäunen zu entfernen – great. Als Festivalgänger hat man darin Übung, selten ein Jahr, in dem nicht eine der Locations von einem Gewitter heimgesucht wird. Also Abmarsch zum Zelt – Unterstellen ohne Metall wird auf dem Gelände schwer und das eigentlich sichere Altera-Zelt dürfte inzwischen aus allen Nähten platzen.

Bild: https://www.adlerweb.info/blog/wp-content/uploads/2016/06/CkMA78aXEAAqASc-300×97.jpgEs kam wie es kommen musste: Die Wolke war schneller als ich auf den zwei Kilometern zum Zelt. Der Moment, in dem man flucht, weil man sich am Mittag für „Regen light“ ausgerüstet hat. Nunja, unter der Atmosphäre von Blitzeinschlägen und massivem Dauerregen, der die Landebahn in einen 10cm tiefen Bach verwandelte, ging es dann durch die Massenwanderung. Positiv: Zumindest in den Bereichen, in denen ich unterwegs war, erfüllten die breiten Wege ihren Zweck – irrationales Handeln von Besuchern mit plötzlicher Platzangst, wie Sie am Ring leider schon viel zu oft vor meinen Augen zu Verletzten führten, blieben aus. Im Gegenteil: Viele versuchten aus der Situation das beste zu machen und mit passenden Liedern gegen den Donner anzusingen. Lediglich ein Verletzter begegnete mir – im tiefen Wasser barfuß auf einen Hering treten machte sicher keinen Spaß – festes Schuhwerk, Leute. Über den gesamten Weg ließen die Türme nochmal verlauten, was ohnehin schon jeder hätte wissen sollen: Weg von Metall, wenn’s geht ins Zelt. No shit.

Im Zelt angekommen erfolgte das übliche Regentheater: Gaffa und Mülltüten zum abdichten, in Senken stehende Zelte der Nachbarn gemeinschaftlich umsetzen und selbstverständlich keine Schutzdämme und Abläufe errichten, denn das wäre ja verboten. In meiner Umgebung waren nach diesem Regenguss etwa 10% der Zelte abgesoffen – die Einen zogen fluchend von dannen, die Anderen nahmen es mit Humor und hängten ihr Hab und Gut bei den Nachbarn zum trocknen auf. Während nebenan die ersten ihre Akustikgitarren auspackten und passenderweise lieder wie „Ein guter Tag zum sterben“ oder „It’s the end of the world“ zum Besten gaben ließ das Nass schnell nach – zumindest von oben. Ein erster Blick bestätigte die Vermutungen: Die ohnehin schon stark mitgenommenen Wege hatten sich in ein Sumpfgebiet verwandelt. Selbst mit meinen Wanderschuhen kein durchkommen – mehr als 15 cm sackte man stellenweise ein – entsprechend langsam kam man vorwärts. Kurze Zeit später ertönten die ersten Durchsagen, dass man die Technik gerade prüfe und in kürze das Programm fortsetzen wolle. Jubel.

Die Zeit nutze ich um meine Technik trockenzulegen. Nach einigen Minuten ist genug Elektronik wieder betriebsbereit um den Kontakt zur Außenwelt herzustellen. Erste Meldung: Etwa 30 Verletzte, 10 Schwer. Klar, diese Zahl geht – vor allem bei den Leichtverletzten – noch stark hoch, hier muss man aber beachten, dass diese Verletzungen teils sehr weit gefasst sind. 71 sollen es am Ende sein. Einige Verletzte hätten sich auf Metallplatten aufgehalten heißt es an einer Stelle. Ein Bekannter berichtet den Blitzeinschlag in einen Besucher beobachtet zu haben – kurz nachdem er sich ein frisches Bier holte. Petrus hat wohl einen makaberen Humor. Glücklicherweise war die Reanimation erfolgreich, der Betroffene hat inzwischen das Krankenhaus verlassen. Alles in allem fand ich die ersten Zahlen allerdings überschaubar – man darf nicht vergessen, dass wir hier von etwa 95.000 Personen reden, die sich auf dem Gelände aufhielten. Zum Realitätsabgleich: Bei einem Dorffußballspiel sind einige Tage zuvor 33 Menschen verletzt worden, auf dem WFF 2012 gab es 69 Verletzte durch einen Einschlag. Ohne Abbruch. Rechnen wir auf die Anzahl der anwesenden Besucher ist der RaR-Einschlag eher glimpflich abgelaufen.

Einige weitere trockengelegte Handys der Nachbarn später dann die nächste Durchsage: die Konzerte gingen bald weiter. Aber ohne mich – die Bands kannte ich alle schon und die Anziehungskraft selbiger reichte nicht um mich in die nassen Stiefel zu ziehen.

Bild: https://www.adlerweb.info/blog/wp-content/uploads/2016/06/CkMGMV5UUAAyugA-300×224.jpgTag 2: Die Sonne Lacht, die Schuhe sind wieder Trocken, die ersten mehr oder weniger fleischhaltigen Lebensmittel fanden ihren Weg zum Frühstückstisch. Gleichzeitig spannten sich immer neue Wäscheleinen zum trocknen der gestrigen Schadensfälle über den Platz. So kann es weitergehen. Könnte. Kurz vor Öffnung die ersten Durchsagen: Da kommt noch was. Fortsetzung unsicher. Meh. Weitere Leute fangen bei diesen Aussichten an zu Packen. Ein echter Ringrocker kennt kein schlechtes Wetter, also Zeltplatzparty. Hör’n wa halt wat Slayer.

Bild: https://www.adlerweb.info/blog/wp-content/uploads/2016/06/CkMGLqOVAAQZqy7-300×224.jpgNaja, dank Verbot vom Stromerzeugern war die Belustigung auf Akkus angewiesen – und die durch die lange Wartezeit dann auch irgendwann leer. Ich selbst hatte zwar noch meine Solarversorgung, für mehr als Handylautsprecher reichet das aber eher nicht. Und darum habe ich immer etwas toten Baum im Gepäck. Nunja, es wurde langsam Abend und mit Ausnahme einiger kurzer Gewitter, welche aber nicht wirklich viel Unheil anrichteten, konnte man sich in der Sonne braten lassen. Oder halt ein Schlammbad nehmen. Eifel-Schlamm soll anderswo ja recht teuer sein.

21 Uhr soll es weitergehen vermelden die Lautsprecher. Die Abläufe des gesamten Zeltplatzes lassen sich schnell zusammenfassen: Jubel, Sachen greifen, Abmarsch. Das durch diese Massen die Sicherheitskontrollen überrant werden würden war irgendwie abzusehen, die Sache schien aber gut im Griff zu sein. Alle Eingänge offen, teils mehrere Helfer, Grobabtastung. So muss das sein. Lediglich eine ältere Dame fand das vor mir zu unsicher und wollte anfangen zu diskutieren – wegen der Islamisten mit Bombe um den Bauch.

Zeit für eine Geschichte: Es war einmal ein Terrorist, der möglichst viele Menschen erwischen wollte. Er ist jetzt nicht unbedingt der Rock-Fan, die Bands interessieren ihn also nicht so wirklich. Wo ist jetzt der Unterschied zwischen der Traube vor der Bühne und der vor den Sicherheitsschleusen? Abgesehen davon, dass man hier dichter steht. Nachdem die Dame offenbar keine Antwort finden konnte war die Diskussion offenbar nicht mehr notwendig. Und ich bekomme wohl doch noch einen guten Platz.

Bild: https://www.adlerweb.info/blog/wp-content/uploads/2016/06/zCkMGN38VAAMRy-i-300×224.jpgNaja, Platz ist ein gutes Stichwort. Auch das Veranstaltungsgelände hat unter dem Dauerregen in der Nacht sehr gelitten. Große Teile waren eine Schlammwüste und da hier deutlich mehr Besucher als auf den Wegen unterwegs waren mit entsprechend mehr „Tiefgang“. Man hatte über den Tag versucht mit Rindenmulch Wege anzulegen, jedoch große Teile des Geländes mit Flatterband gesperrt. Wie lange das hielt kann sich jeder selbst ausmalen. Vor den Bühnen war die Situation deutlich entspannter: Der Asphalt bzw. die mobilen Plastikplatten hielten stand und sorgten für einen Schlammfreien Konzertabend – in meinem Fall an der Crater-Stage.

Bild: https://www.adlerweb.info/blog/wp-content/uploads/2016/06/CkMGPcwUgAUsLXZ-300×224.jpgEtwa zur Mitte von BossHoss hieß es für mich dann Feierabend – nicht wirklich meine Musik. Vom Entzug der Spielgenehmigung, welches von nicht Anwesenden so empfohlen wurde, wurde zu diesem Zeitpunkt nur auf der Hauptbühne berichtet. Auf Twitter & Co verteilte man ohnehin nur Links auf die überfrachtete Webseite, welche über das lokale Mobilfunknetz kaum aufrufbar war. Glücklicherweise schrieben andere Medien die Nachricht nicht nur mit Links in die Sozialen Netzwerke, sodass auch bei mir dann noch etwas ankam. Nicht schön, denn eigentlich war Sonntag mein Haupt-Tag was die Anzahl und Einzigartigkeit der Bands angeht. Bei einigen Besuchern stieß  die Meldung auf deutlich weniger Gegenliebe. Zumindest den per Bengalo(?) angezündeten Dixies nebenan auf dem Green-Camping nach zu urteilen.

Bild: https://www.adlerweb.info/blog/wp-content/uploads/2016/06/zCkMGPrSUYAAyz_n-300×224.jpgAlso. Absage gegen 2 Uhr, Räumen bis 12 Uhr. Keine flächendeckende Kommunikation. Bestenfalls also 10 Stunden. incl. Schlaf nach Konzerten. Auf einem Festival. Sportlich. Mal davon abgesehen, dass viele Besucher vermutlich länger zum Ausnüchtern benötigen – wenn sie die Absage überhaupt mitbekommen haben – ist ein so kurzfristiger Abbau grade bei größeren Installationen kaum möglich. Von den verschlammten und langen Wegen zu den Fahrzeugen und damit langen Wanderzeiten sowie den Schlangen vor der Müllentsorgung fangen wir besser mal nicht an.

Bild: https://www.adlerweb.info/blog/wp-content/uploads/2016/06/CkMJ-pEUUAIAjSK-300×121.jpgSonntagmorgen. Immer wieder rappelt das Handy und kündigt die nächste Unwetterwarnung des DWD an, gefolgt von einer passenden Durchsage wenige Minuten später. Runter kommt am Ende nichts. Nunja, kurzes Frühstück und dann ran an den Abbau. 9 Uhr ist es inzwischen – doch fast alle scheinen noch zu schlafen. Dank inzwischen halbwegs geübten Handgriffen ist mein Gepäck in knapp 15 Minuten fertig verzurrt – wenn auch aus Schlammgründen in etwas ungewöhnlicher Reihenfolge – Plastik nach unten. Weniger zügig geht es fortan vonstatten. Ich für meinen Teil brauchte mit Gepäck mal eben 2 Stunden vom Zeltplatz zum Parkplatz. Auf dem Gelände selbst behalf man sich mit verlassenen Zelten als Schlammabdeckung um mit Wagen überhaupt noch vorwärts zu kommen. Wenn man sich denn die Mühe machte – viele ließen ihre Ausrüstung fast vollständig zurück um die angegebene Evakuierungszeit einhalten zu können. Oder mussten, denn wer einen Zweiten Gang zum Auto einplante wurde bei der Rückkehr wohl nicht mehr auf die Zeltplätze gelassen. Also weiter über die geteerten Straßen in Richtung der Parkplätze – natürlich alle gleichzeitig und bei knallender Sonne. Glück für diejenigen, welche ihre Verpflegung nicht aus Gewichtsgründen zurückließen und so noch etwas flüssiges zur Hand haben. Zu den Parkplätzen dann kein durchkommen – Besucher, meist mit Wagen, wollen den Berg hoch, Autos den Berg runter. Die Seitenstreifen bis an die Fahrbahn vom Regen teils metertief weggebrochen, Personen ohne rollendes Gepäck traten den Weg durch die angrenzenden Felder an um dem Stau zu entgehen. Sollte mal jemand ein schönes Beispiel für einen Deadlock suchen: Bitteschön.

Am Parkplatz angekommen das erwartbare Bild: Schlammwüste. Allerdings – zumindest in meiner Ecke – weniger durch den Regen allein, denn die Parkplätze selbst sahen noch halbwegs intakt aus. Manche der Verursacher konnte man aber schnell ausmachen: Fahrer. Offenbar hatten Viele noch nie Kontakt mit etwas anderem als Asphalt. Da wird langsam an Rampen herangefahren, auf Steigungen angehalten und wenn man stecken bleibt Vollgas gegeben. Der einige Meter mit einem unübersehbaren Facepalm allein sitzende Helfer hatte, nach meiner Meinung, die richtige Antwort gefunden. Also einige Fahrstunden verteilt, etwas mitgeschoben und schon geht es auch wieder vorwärts. Ich wäre ja dafür solche Basics direkt mit „man fährt nicht durch überflutete Unterführungen“ mal in den Führerschein aufzunehmen. Zeitgleich rollten auch die ersten Traktoren an, welche vom Veranstalter zum Rausziehen bereitgestellt wurden. Verwunderlich, denn durch die Regenfälle waren noch immer umliegende Orte überflutet und die Landwirte entsprechend dort selbst im Dauereinsatz um ihren Hof oder die Habseligkeiten der Nachbarn zu schützen.

Einige Minuten später bin auch ich dann auf der richtigen Parkfläche. Jetzt nur noch Auto finden. Gut, dass das Handy GPS hat, denn hinter den zwei Transportern wäre das zu einem sehr ausgiebigen Versteckspiel entartet. Kurzer Blick: Alles OK, Boden fest – nett. Ebenfalls Nett: Soweit mich meine Ortskenntnis nicht täuscht – was sie nicht tat – ist hinter dem Parkplatz noch ein Trampelpfad, so konnte ich die ausgefahrenen Wege zumindest ein Stück umgehen. Kurz vor der Rampe etwas Schwung und schon stand ich auf der Zufahrt zur K53 Richtung Heimat. 2 Minuten und Weg. Andere haben offenbar weniger Glück, steckten in Schlammlöchern oder durften sich hinter besagten Fahrkünstlern einordnen. Auf den Straßen nebenan sah es nicht besser aus. Die Autobahn war in der Nähe wegen Überflutung gesperrt, die restlichen Straßen wären selbst bei gutem Wetter dem Ansturm nicht gewachsen – normal reisen die Besucher schließlich über einen viel längeren Zeitraum ab. Glücklicherweise kenne ich die meisten Strecken und kann mich über die „Schleichwege“ bis zur nächsten Ortsdurchfahrt retten und dort auf weniger frequentierte Stecken wechseln.

Bild: https://www.adlerweb.info/blog/wp-content/uploads/2016/06/CkRd3mwWUAAZQOc-300×118.jpgEinige Stunden später. Meine Sachen sind bereits großteils gereinigt, die Dusche erledigt und so liege ich auf der Couch und lasse mich von der üblichen Elektronik-Playlist berieseln. Nebenbei scrollen immer weiter Meldungen von Besuchern durch, welche noch immer auf den Parkplätzen feststecken. Das DRK hätte Wasserausgaben eingerichtet. Fast stündlich neue Warnungen von DWD und den Veranstaltungskanälen. Auch ich sehe eine tiefschwarze Wolke, welche sich grade vom Rhein nach Mendig bewegt und viel Krach macht. Zumindest bis sie sich kurz vor dem Gelände wieder auflöst. So soll es den ganzen Tag weiter gehen.

Kommen wir zur Preisfrage, die anscheinend jedem Heutzutage gestellt wird: War die Absage richtig? War sie rechtzeitig? Nunja, ich denke schon, dass sie richtig war, schließe mich aber den Gründen nicht wirklich an. Es war nicht nötig wegen „der Sicherheit“. Wer auf ein Open Air geht weiß, dass es da auch schlechtes Wetter geben kann. Die Unwetterwarnungen sind allen zugänglich und wer das Risiko für sich nicht eingehen möchte hat die Möglichkeit das Gelände zu verlassen und diese Entscheidung für sich selbst zu treffen. Zwar kommt hier häufig das Argument, dass man so auch viele Mitarbeiter zum bleiben zwingen würde, ein Großteil ist aber auch nach einem Abbruch mit Sicherungs- bzw. Abbauarbeiten betraut und nicht automatisch von seiner Arbeitsstelle entbunden. Andere Freizeitbeschäftigungen haben höhere Todesraten. Für mich eher Grund wäre die Infrastruktur. Die verschlammten Wege wären im Erstfall ein gewaltiges Problem geworden – man sah ja wie lange die Räumung trotz Ankündigung dauerte. Das Veranstaltungsgelände selbst war in großen Teilen nicht mehr nutzbar. Ver- und Entsorgung in großen Teilen durch ebendiesen Schlamm nahezu zum erliegen gekommen und Helfer und Rettungskräfte waren – nicht zuletzt durch die zahlreichen Paralleleinsätze in angrenzenden Orten – trotz vergleichsweise geringen Verletztenzahlen augenscheinlich am Rande ihrer Kräfte. Weiterer Realitätsabgleich: Es war das erste mal in der Geschichte des Landkreises, dass die höchte Alarmstufe ausgerufen wurde.

Bild: https://www.adlerweb.info/blog/wp-content/uploads/2016/06/CkMBMFTWYAAzXG–300×224.jpgNun, einige Wochen später, ist die Schlammschlacht dann vollends im Gange: Jeder schiebt dem Anderen die Schuld zu, möchte Entschädigungen oder droht mit Konsequenzen. Hauptsache, er selbst kann meisten aus der Situation rausholen. Selbst auswärtige „Sicherheitsdienste“ (4 Buchstaben mit C beginnend, ihr dürft euch angesprochen fühlen) brachten unpassende Bemerkungen und meinten aus der Ferne alles besser zu wissen (…entschieden sich aber nach kurzer Zeit die Aussage dann doch zu löschen). Offenbar ist es in Deutschland nötig selbst für schlechtes Wetter einen Verantwortlichen zu finden. Mir persönlich ist es egal wer wann was warum abgesagt oder nicht richtig gemacht hat. Grobe Schnitzer konnte ich jedenfalls auf keiner Seite ausmachen. Notfallpfäne funktionierten, Entscheidungen wurden getroffen. Es ist so, es wurde begründet und es ist zumindest die Richtung nachvollziehbar. Ändern lässt sich ohnehin nichts mehr, egal wie laut man schreit. Jetzt weiter mit Schlamm zu werfen sorgt nur dafür, dass jeder noch dreckig wird. Gewinner: Keiner. Also lasst und das Thema jetzt mal langsam einmotten und statt Schuld über „was geht besser“ reden.

Ich hatte meine Punkte ja schon im Text genannt:

  • Bessere Kommunikation mit Besuchern und Helfern
    • Welche Park/Zeltplätze sind offen/frei?
    • Was sind aktuelle Änderungen?
    • Wo finde ich was – nicht nur geplantes, sondern auch ungeplantes (Wasserausgaben, Traktoren zum Rausziehen, etc)
    • …und das Ganze bitte – zumindest mit Grundinformation – direkt auf allen Kanälen, nicht ausschließlich über eine mobil nur schwer erreichbare Webseite
    • …und das bitte zusätzlich auf Englisch – nicht jeder kann Deutsch m(
  • Einlass/Bandausgabe überdenken
  • Gelände bzw. zumindest Rettungswege und Hauptfußwege besser gegen Regen sichern (vorab aufschütten?)

Bei Blitzschutz, Warnungen oder ähnlichem war es – mit Ausnahme der fehlenden Englisch-Anweisungen – präzise und zeitnah. Hier denke ich nicht, dass realistisch irgenwelche Verbesserungen möglich wären. Es sei denn jemand macht die Vorhersagen präziser.

Schauen wir mal, ob auch an anderen Stellen irgendwann mal etwas produktives auftaucht oder ob sich alle in ihrem neu errichteten Schweinestall wohlfühlen und lieber miteinander Rangeln anstatt etwas zu vorzubereiten, was eigentlich die meisten wohl im nächsten Jahr gerne wieder sehen würden: Ein Musikfestival.

Rock am Ring 2013: Videos online (Zeltplatz A5, Holi-Fest)

Inzwischen ist das Ring-Material vom Zeltplatz soweit geschnitten und online

Eindrücke vom Zeltplatz A5b – u.A. mit den New Kids / Maaskantje – Aktionen

http://www.youtube.com/watch?v=pY8OcIaT41A

Holi-Fest („Fest der Farben“) auf Zeltplatz A5b

http://www.youtube.com/watch?v=KeVEH8_sCNs

Rock am Ring 2013 – Kurze Zusammenfassung

Rock am Ring 2013? Bei dem Lineup und dem Security-Generve der letzten Jahre? Lasst mal. Das war zu Beginn der Vorverkaufsphase. Einige Wochen vor dem Ring gingen dann meine Augen nochmal in den üblichen Quellen rund: Die Preise waren gefallen, das Lineup hatte mit LimpBizkit, Korn und Prodigy doch einige brauchbare Bands erhalten und die Zeltplatzparty ist dank der inzwischen seit 5 Jahren bestehenden Truppe ohnehin garantiert. Nicht zu vergessen, dass es immer wieder Spaß macht sich mit den „alten Ringnasen“ zu treffen. Am Ende war im Freundeskreis eine Karte zu viel und damit mir die Entscheidung abgenommen.

Mittwoch ist Anreisetag – 12 Uhr sagt der Plan, die Erfahrung jedoch, dass es meist etwas früher los geht. Praktischerweise hab ich es nicht weit, also startete meine Tour erst nachdem die ersten den Platz bereits gesichert und Rückmeldung gegeben hatten hatten. Die Ausstattung war wieder eine Klasse für sich: XXL-Pavillon, Kühlschränke, Pizzaofen – sogar ein Smoker wurde durch die bereits länger Planenenden besorgt.

Donnerstag dann unser Persönlicher Eventtag. Dank festem Zeltplatz und der seit Jahren durchgezogenen New-KidsVerkleidung ist unsere „Maaskantje“-Area auch weit über die grenzen des Zeltplatzes A5 bekannt – dieses Jahr sollte der Höhepunkt exakt um 13 Uhr stattfinden: Ein kleines Holifest, also das Bewerfen mit Farben, wurde über die Sozialen Netzwerke früh angekündigt und passendes Farbpulver besorgt. Viele Ringrocker nahmen die Einladung wahr und sorgten für ein Farbenmeer – ein passendes Video wird in den nächsten Tagen folgen.

Bild: https://www.adlerweb.info/blog/wp-content/uploads/2013/06/FILE0231-300×225.jpg

Etwas ungeplant legten wir Abends nach: „Wir gehen nur mal kurz über den Platz“. Also mit Verkleidung und Musikbox. Im unteren Bereich entwickelte sich das ungeplant zur Massenpolonaise welche sich über weite Teile des Zeltplatzes zog und letztendlich im Getümmel des gleichzeitig stattfindenden Karnevalsumzug aufging. Auch hierzu sollte – sofern bei der Dunkelheit die Kamera mitgemacht hat – ein Video kommen.

Die letzten Tage bestanden dann zum Großteil aus den Konzerten selbst. Mit mehreren tausend Knicklichtern ausgestattet waren Mitzelter bei den späteren Konzerten auch im größten Getümmel schell zu erkennen. Der Regen ließ sich dank des großzügigem Pavillon problemlos ertragen. Der Abbau am Sonntag ging mit geballter Kraft schnell vonstatten – selbst der große Müllberg, welcher nicht nur von unserer Gruppe stammte, war nach 3 Anhängertouren verschwunden und sorgten bei vielen Nachbarn doch für eher verwunderte Gesichter.

Viel Zeit zum Ausspannen bleibt nicht: Mit dem Metalfest auf der Loreley steht bereits das nächste Festival vor der Tür.

BitBastelei #47 – Festival-Care-Pack: Selfmade Solar-Handyladegerät

BitBastelei #47 – Festival-Care-Pack: Selfmade Solar-Handyladegerät

(157 MB) 00:13:54

2013-06-09 10:00 🛈

Die größten Probleme auf Musikfestivals? Kein Bier und kein Strom – gegen letzteres wird für unter 20€ ein Solarladegerät fürs Smartphone selbstgebaut.

Rock am Ring 2012 – Willkommen im Regulationswahn

Rock am Ring ist vorbei – und damit das erste große Festival für den diesjährigen Marathon. Los ging es für mich wie üblich Mittwochs kurz vor Mittag um passend zur (offiziellen) Öffnung der Park- und Zeltplätze vor der Einfahrt zu stehen. Bisher ging das immer gut und hat mir staufrei meinen Parkplatz auf A2 gesichert, dieses Jahr wurden die A-Flächen jedoch – vermutlich auf Grund des GreenCamping-Chaos – nach Angaben der anderen Mitzelter bereits früher geöffnet, daher musste ich mich mit dem auch schon zu 1/3 belegten A1 begnügen – gibt schlimmeres. Auch an der Bandausgabe war nicht viel los und so gab es nach wenigen Minuten das aus dem letzten Jahr bekannte, breitere Stoffband mit Schweißstelle. Farblich hat man sich offenbar zum Großteil darauf beschränkt das letztjährige Motiv zu invertieren. Mit meinem Band hatte ich dann auch weniger Spaß als die Leute, welche bereits gegen 8 Uhr angereist waren: Diese durften gegen vorzeigen des Tickets auf den Zeltplatz und begannen wie üblich mit dem Aufbau – nach 2-3 Touren entschied die Security jedoch, dass die Karte nicht ausreichen würde und man ein Bändchen brauchen würde – dummerweise war zu der Zeit noch keine Ausgabe geöffnet, so musste der Tragetrupp einige Stunden vor den Toren des Zeltplatzes warten.

Allgemein wurde die Security auf dem Zeltplatz merklich verschärft – selbst an den Schleichwegen durch den Wald zwischen A1 und A5 standen nun Ordner und Kontrollierten fleißig Bändchen und Tascheninhalte. Hier gingen dann auch bei meiner Truppe die Diskussionen los: Man durfte weder Benzinkanister zum nachfüllen der Stromaggregate noch Bleiakkumulatoren mit auf den Zeltplatz nehmen – HALLO?! Ja, man kann damit Blödsinn bauen, aber das kann man mit so ziemlich jedem Werkzeug. Bei den heutigen Benzinpreisen wird kaum jemand den teuren Tropfen als Grill- oder Zeltanzünder missbrauchen. Auch das verbot der Bleiakkus stößt mir etwas auf – die mögen zwar nicht grade Umweltschonend sein, aber ein Bleiakku, welchen ich danach definitiv wieder mitnehme, ist sicher eine bessere Variante als Rucksackweise Einwegbatterien mit zu schleppen. In der heutigen Zeit haben die meisten Personen nun mal viel Elektrogeräte dabei und so lange der Veranstalter keine eigene flächendeckende Stromversorgung bieten kann (was aber offenbar immer mehr kommt) soll er uns Zeltplatzbewohnern wenigstens unsere mobilen Stromquellen als Fünkchen Zivilisation übrig lassen.

Aber genug aufgeregt – auf dem Zeltplatz haben unsere letztjährigen Nachbarn uns dankenswerterweise ein Plätzchen freigehalten, sodass die Truppe, welche nach und nach aus Rheinland, Westfalen und Bayern eintrudelte, ein gemütliches Plätzchen fand. Apropos Nachbarn: Diese waren mit 2 Kühlschränken, Backofen, PC, Musikanlage und Beleuchtungsanlage in ihrem ~6x2m-Pavillon bestens ausgestattet, wie auch nach Besuch des SWR im TV zu sehen war. Allgemein war es auf dem Zeltplatz vergleichsweise ruhig – zwar flogen wie gewohnt eine Menge schräger Vögel über das Gelände, aber vor allem die Beschallung war mager – vermutlich scheuten die Hobby-DJs es ständig ihr Aggregat zum Tanken ans Auto tragen zu müssen. Schade um die Atmosphäre, daher ging es dann auch früh ins Zelt um zu Schlafen und ab und an fallenden Nachbarn durch die Zeltwand in den Allerwertesten zu treten.

Donnerstags ging es dann zur Ringrocker Warm-Up-Party – da einer meiner Freunde großer „Eskimo Callboy“-Fan ist führte da kein Weg dran vorbei. Beschilderung fehlanzeige, aber da wir aus der Ecke kamen und die Eventarea daher bereits von Konzerten außerhalb des RAR-Spektakels kannten war die grobe Richtung schon mal klar – im Zweifelsfall helfen einem die Ordner weiter, die wie jedes Jahr zu einem sehr großen Teil sichtlich Spaß an ihrem Job hatten und freundlich weiterhalfen und sich für den ein oder anderen Spaß nicht zu schade waren. Die Warm-Up-Party hatte – wie erwartet – keine RAR-Ausmaße, allerdings habe ich die Evnetarea bisher nicht so voll erlebt. Die erste Band, „Das Pack“ aus Hamburg, sorgte dann auch schnell für die nötige Stimmung und übertraf meine Erwartungen. Eskimo Callboy lieferten wieder einmal eine solide Show ab, die darauf folgende Ska-Band Russkaja war für keinen meiner Truppe die Richtige Musikrichtung. Also zurück zum Zeltplatz – und wieder einmal durch die Securityschlange.

T-0 – Freitag, auf zum Gelände. Haupteingang. Warteschlange. Durchwinken. Fertig. Das verschärfen der Security scheint sich echt auf die Zeltplätze beschränkt zu haben – zum Glück, denn das „Tetragate“ im letzten Jahr ging doch einigen auf den Senkel (Zur Erklärung: Am Ersten Tag mussten 2011 die Deckel der Tetrapacks entsorgt werden, da diese ja als Wurfgeschoss genutzt werden könnten…). Die Bands des Tages lieferten soweit alle eine gelungene Show ab. An der Alterna konnte vor allem Lamb of God – wie schon bei ihrem letzten Auftritt – eine sehr gute Figur machen. Auf der Centerstage spielten zum Tagesabschluss Linkin Park einen gelungenen Mix aus alten und neuen Songs und konnten so – ja, steinigt mich – bei mir punkten. Als Late-Night-Special stellte sich Marilyn Manson auf die Bühne – und schaffte das, was auch beim letzten Auftritt gelang: Die Show war so schlecht, dass ich früher verschwand.

Samstag ist Ruhetag. Für mich jedenfalls. Nur wenige Bands standen auf meinem Zettel, so ging es erst nach einigen Runden Looping Louie auf dem Zeltplatz überhaupt in Richtung Gelände. Alles gesehene war solide, der zum Ende des Tages angekreidete Skrillex konnte bei mir aber keine wirkliche Laune heben. Auch, wenn ich die Musik ab und an höre sehe ich keine große Kunst darin auf einer Bühne alle paar Sekunden mal einen anderen Play-Button zu hämmern. Sowas muss ich nicht Live sehen.

Sonntag dann der Abschluss – für mich mit einem Dauerbesuch an der Centerstage. Murphys und Offspring wie erwartet gut, die Hosen hatte ich schraffiert – da es nicht gerade meine Musikrichtung ist war ein Wechsel zu AILD auf der Club-Stage im Sinn, aber da Publikum und Band so eine Laune machte erübrigte sich die Idee. Da es noch weniger als Hosen meinen Musikgeschmack trifft erübrigte sich Deichkind selbstredend und ersparte mir so den meisten Stau auf der Heimfahrt, die nach Passage der Autobahnabfahrt wie gewohnt ohne wirklichen Verkehr über die Dörfer der Eifel führte.

Während des ganzen Festivals durfte das Festivalwetter natürlich nicht fehlen, also Sonne mit ab und an heftigen Schauern um die typische Kombination aus Sonnenbrand und Erkältung zu erreichen – Ring halt.

Rock am Ring 2011 – Chaos chaotischer gemeistert

Das wars – Rock am Ring 2011 ist vorbei, ich hab meinen üblichen Sonnenbrand und bin wieder wach genug um alles mal zu Text zu bringen und etwas über die Organisatoren her zu ziehen. Bereits in der Woche vor RaR gingen die Einkäufe los – nach jetzt 5 Ring-Besuchen ist mein Plan langsam ausgereift – Dosenfraß, 1L-Tetrapacks und wieder mal eine stärkere Sonnencreme – das übliche halt. Zudem mal im Freundeskreis rundgefragt, wer denn nun mit Zeltet. Am Ende stand ich alleine, die 30 Minuten Fahrzeit verleiten offenbar viele dazu Heimpenner zu werden und den Spaß am Zeltplatz zu verpassen. Zugegeben: Freiwillig verzichtete keiner, alle wurden durch diverse Einflüsse von Außen vom Zelten abgehalten. Die Absprache kostete natürlich Zeit und eins geriet etwas in den Vergessenheit: Die Zeltnachbarn der letzten 2 Jahre. Dienstags, also einen Tag vor der Zeltplatzöffnung also mal auf gut Glück eine SMS an die gespeicherte Nummer geschickt. *Bing* Treffer, kurz drauf war klar, dass viele der bekannten Ringgesichter wieder auf dem Stammzeltplatz A5 aufschlagen wollen. Kurzer Zeitabgleich: Möglichst früh.

Dienstag Abend dann ein nicht ganz so erwünschter Tweet: Die ersten Fotos von A5 tauchten auf – wird denn da schon offen sein? Die Zufahrtsstraßen waren laut Webcams noch frei, also spekulieren wir mal, dass selbst wenn der Zeltplatz Besucher einlassen würde Mittwochs noch genug Platz frei wäre. Nacht. Am nächsten Morgen gegen 8:00 dann die Info, dass eine größere Gruppe von der holländischen Grenze jetzt unterwegs ist und die Zeltplätze sichert. Mehr Leute tragen schneller, also mach ich mich auch fertig. Wieder Zeitabgleich: OK, in ner halben Stunde fahr ich.

Mittwoch, 9:00, Parkplatz A2 – ein kurzer Ruf zum Ordner – ja, Einfahrt möglich. Aufkleber gibts nicht – erst beim Rausfahren dieses Jahr. Na dann. Ich parke ca. 20 Autobreiten vom Eingang entfernt. Nach mehreren Versuchen lässt das Handynetz meinen Anruf zu. Einige Absprachen später stellt sich raus, dass sie kurz vor mir angefahren sind und nur ein paar Meter weiter stehen – geübtes Timing, im letzten Jahr waren wir auch fast gleichzeitig da. Der erste Gang über den Zeltplatz: Schon einiges los, aber auch viele Freiflächen. Genau an der Beschilderung für A5B und der Wegteilung finden wir ein neues Zuhause, welches genügend Platz für Alle bieten sollte. Nebenan hatte sich bereits Camper aus der bei mir nahe gelegenen Stadt Mülheim-Kärlich prominent mit Ortsschild niedergelassen. Mit Flatterband bewaffnet wird das etwa nötige Areal abgesteckt – und gleich die erste Meinungsverschiedenheit mit den Organisatoren ausgelöst: Flatterband wäre dieses Jahr verboten. Ohne Worte… Einen offenbar erlaubten Holzzaun haben wir grade nicht greifbar, also Arbeitsteilung: Einer verscheucht Platzdiebe und der Rest schafft die Zelte herbei. Langsam aber sicher entstehen Pavillon und Zelte und die ersten Getränke können ausgepackt werden. Kurz danach taucht dann auch der Grill auf und auf dem Weg starten die ersten Flunkyball-Runden. Zwischendurch hole ich mir mein Bändchen ab.

Band-WTF: Statt der Metallplombe, welche bisher mit einer einfachen Zange angebracht wurde sind nun hochtechnisierte Geräte am Werk, welches das deutlich breitere Bändchen mit etwas Kleber und Hitze verschweißen. Ob das so sinnvoll ist? Die Klebstelle ist schnell zu öffnen und mit Sekundenkleber oder gar Nähzeug ebenso schnell neu Fixiert – ein Traum für Fälscher und Band-Tauscher und schlechtes Bauchgefühl für mich, denn wirklich vertrauen tue ich der Befestigung nicht.

Der Tag zieht ins Land, Abends kommt ein weiterer Part unserer Zelttruppe aus Bayern angereist. Diese haben nicht mehr so viel Parkglück und landen auf A1 was entsprechend weite Wege bedeutet. Während dem Abendessen muss ich dann erkennen, dass ich entweder zu viel Twitter oder die Akkuleistung meines Handys unter aller Sau ist – Akku leer. Zum Glück haben wir inzwischen ein Stromaggregat welches mehr oder weniger erfolgreich als Handylader dienen kann. Auch die Deko wurde inzwischen angebracht: Unser Pavillon ist nun offiziell Part von Maaskantje und die Holländer laufen mit Perücke und Bart ausgestattet durch die Gegend. Über den Herrn am Schild lass ich mich besser nicht aus. Am Zaun, welcher in Sichtweite ist, hat sich eine Regelrechte Wildtoilette eingerichtet – nicht zu verdenken, denn auf dem Platz sind weniger Dixies als sonst verteilt (oder sie sind alle an wenigen Orten konzentiert).

Donnerstag. Die gefürchtete erste Nacht ist überstanden, nicht ganz so gemütlich, über die Nacht musste ich mir immer wieder neue wärmende Deckschichten erschließen – wie sich später herausstellt ging es Anderen ebenso. Weitere Personen der Gruppe reisen an und es wird vom Auto zu den Zelten gepilgert. Moment mal. Was uns gerade auffällt: Am Eingang der Zeltplätze findet praktisch keine Kontrolle statt. In den letzten Jahren musste man sich noch mit Band oder Eintrittskarte „ausweisen“. Entsprechend wenig überraschend, dass viele nicht Festival-Besucher trotzdem als Anhng mit anreisen und sich auf den Campingplätzen zum Feiern niederlassen. Zwischendurch dann etwas Hektik – einige Minuten nach einem vermuteten Feuerwerkskörper stolperte eine völlig aufgelöste junge Frau über den Weg. Nachdem Besucher und Ordner sie wieder etwas beruhigen konnten stellte sich heraus, dass ein Gaskocher explodiert war. Eine größere Anzahl Rettungswagen und Notärzte konnten die 7 verletzten schnell versorgen, soweit wir mitbekommen haben wurde bei diesem Unfall zum Glück keiner lebensgefährlich verletzt.

Freitag, Der Tag zieht ins Haus und das Internet zeigt wieder seine Stärke: Durch Bekannte hatte ich gehört, dass in meinem Heimatort die Feuerwehr unterwegs wäre. Mein Server ists mal nicht, der reagierte gerade noch, aber da es sich offenbar um einen größeren Einsatz handeln soll höre ich doch mal nach. Auf meine Frage bei Twitter konnte ich schnell in Erfahrung bringen was vorgefallen ist – irgendwas mit einer Lagerhalle am Ortsrand, Sensationsgier gestillt, den Rest können dann Pressemeldung der Polizei oder die Lokalzeitungen mitteilen. Unser Parkplatzschild wurde von vielen Vorbeigehenden nun zur Müllhalde umfunktioniert. Da ich am nächsten Sitze bekomme ich die Laune des aktuell eingeteilten Ordners direkt bei drei Vorbeigängen verbal zu spüren. Natürlich müll ich den Platz neben meinem Zelt selber zu, riecht ja so toll, ne? Nachdem ich letztendlich genervt zu meinem Zelt wandere und ihm meinen schon halbwegs gefüllten Müllbeutel vorzeige zog er dann murrend weiter in den Feierabend. Besser drauf waren die Fahrer eines Chemietoiletten-Trucks: Nachdem ein Spaßvogel sich auf den Weg stellte und ihre Frontscheibe mit einer Wasserpistole „attackierte“ sprangen sie aus dem Fahrzeug und schnappten sich im Laufschritt ihre XXL-Wasserpistole aka. Desinfektionskanone – vor dem dummen Gesicht des flüchtenden Wasserterroristen und unter Gelächter und Beifall der umliegenden Camper setzten sie ihre Fahrt fort – in einem Wort könnte man das als Owned verpacken. Am Nachmittag mache ich mich dann aufs Festivalgelände – wo ist denn der Eingang? Ach ich bin schon durch?! Keine Bandkontrolle, keine Körperkontrolle, nichts – gar nichts.

Offenbar haben das auch andere gemerkt: So viele Dosen, Glasflaschen und Pyrotechnik habe ich in den letzten Jahren noch nicht gesehen. Immerhin blieb alles ruhig. Besonderes Lob geht dabei an die Security der Wellenbrecher vor der Centerstage – diese haben die behördlichen Besucherzahlen gut im Blick gehabt, freundlich Fragen beantwortet, die Massen per Schlauch mit Trinkwasser versorgt und Störenfriede gezielt herausgeangelt und vom Gelände entfernt. Für mich war an diesem Tag nicht wirklich was dabei, daher einfach mal über das Gelände gepilgert und hier und da geschaut. Bei der Rücktour dann noch kurz am Merchandise vorbei – WTF? Ein neuer Subunternehmer hat hier seinen Posten bezogen, die Preise angehoben und offenbar keine Ahnung von Organisation. Viele Merchandise-Stände waren geschlossen oder schon weit vor den Headlinern ausverkauft. Freitags. Qualitativ sahen die Textilien ebenfalls nicht so gut aus, wie zuvor. Beim Essen und Trinken das bekannte Bild: Viel zu teuer – 3€ für ein Wasser? Hallo? Mülleimer sind offenbar auch nicht mehr vorhanden und Verpflegung in den Wellenbrechern vor der Centerstage ist dem Veranstalter ebenfalls ein Fremdwort.

Samstag, der Pavillon gibt nach – wie üblich. Mit den Metallstreben bereits zusammengebrochener Campingstühle und dem Allheilmittel Klebeband bewaffnet ist die Kontruktion schnell wieder aufgerichtet. Später gehts wieder mal auf das Gelände, heute etwas früher, denn die Alterna lockt. Kurz vor dem Aufbruch noch ein Blick in mehere Wetterportale – eventuell etwas regen, aber unter 0.1mm/m², da lohnt die Regenjacke nicht. Am Eingang steht ein Security-Mitarbeiter – „Haben sie Waffen?“. Das auf der Zunge liegende „Selbstverständlich!“ schnell entsorgt und doch lieber mit „Nein“ geantwortet – ich komme von diesem Blödsinn doch etwas irritiert aufs Gelände. Kein Band, keine weitere Kontrolle. Einige aus unserer Gruppe erhalten eine intensivere Prüfung: Der Deckel vom Tetrapack muss ab – damit könne man ja auf die Bands werfen. Der Inhalt der Tasche ist für sowas natürlich undenkbar und wird nicht kontrolliert m(. Gegen Abend zeigt sich dann, dass man Wetterberichten für RaR grundsätzlich nicht vertrauen kann: Ein schweres Gewitter zieht auf und duscht sämtliche Ringrocker ohne Gnade. Selbst die Abflüsse der Strecke kapitulieren, das Wasser läuft aus der Kanalisation wieder auf die Strecke. Auch müssen wir feststellen: Ein Blitzeinschlag in die Blitzableiter des nahegelegenen Boxengebäudes macht schon etwas krach, aber die Besucher quittierten das nur mit Applaus für Petrus, unser Bass ist ohnehin lauter. Getreu dem Motto „ein Ringrocker kennt kein schlechtes Wetter“ warte ich ab – der Heimweg würde auch nicht viel bringen, denn mehr als nass kann ich auch nicht mehr werden. Nach Ko?n hatte sich nicht nur das Unwetter sondern auch viele Besucher verzogen. Survival of the fittest und so. Nachdem der Ring-Überlebens-Cappu ausgewrungen war konnte das quasi-Privatkonzert mit Rob Zombie dann starten.

Sonntag, es ist leichter Regen gemeldet, gegen Nacht dann Gewitter. Kurzer Prozess: Ich fahre nachts heim, eine Nacht bei Gewitter trau ich dem Zelt dichtheitstechnisch ohne weitere Pflege nicht mehr zu, also schon mal selbiges abbauen. Nach kurzer Überlegung dann statt Duschzeug die Regensachen für das Gelände Fertig gemacht – ein Ringrocker duscht schließlich nicht ;). Plan war recht Simpel: Centerstage, vorne. Ganz so einfach gestaltet sich das dann nicht, denn die Beschilderung für die vorderen Zonen war irgendwie für den Hintern. Was nun der Eingang für A oder B ist erfährt man nur durch Fragen. Loben muss ich hier die Beatsteaks – nicht unbedingt meine Musik, aber man konnte sehen, dass die Jungs viel Spaß an dem haben, was sich machen und sowas schlägt sich auch in der Begeisterung des Publikums nieder. Zum Abschluss dann noch meine Dosis In Extremo abgeholt und los zum Auto. Auf dem Weg deutete sich schon Böses an: Unterm Hauteingang war schon Stau. Am Parkplatz angekommen einen sehr freundlichen Ordner erwischt, welcher – wenn ich richtig tippe – aus einem Nachbarort war. Die Aubobahn wär dicht, daher dürfte momentan keiner Raus, aber die Polizei würde in Kürze über die Landstraße umleiten und dann ginge es auch hier im Reißverschlusssystem weiter. Also angestellt und nach 20 Minuten war ich auf der Strecke – nicht schlecht, letztes Jahr stand ich über eine Stunde. Die „Umleitung“ war mir prinzipiell egal – ich fahr ohnehin Landstraße, die Endet nahezu bei mir vor der Haustür. Exakt da wo Dusche, Essen und Bett warten. 358 Tage jedenfalls, dann heißt es Vermutlich wieder „auf zum Ring“.

Jetzt geht erst mal das Foto-Zusammensuch-Chaos los, vielleicht bekomm ich ja auch mal die fehlenden von ’09 und ’10 zugeschickt *hust*