(Diese Geschichte hatte ich mWn schon mal gepostet, aber offenbar nie hier im Blog. Ah well.)
Nach einem kleinen Ausrutscher auf einem berüchtigten Auktionshaus hatte ich ein neues Gerät in der Hand, welches $vieldaten machen kann. Um die volle Leistung abzurufen bräuchte es mindestens einen Gigabit-Anschluss. Die Herausforderung: Weit weg von bestehender Infrastruktur. Sicher, die Strecke kann ein langes Patchkabel überbrücken, aber irgendwo knallt ja immer irgendwer die Tür zu – nicht hilfreich für die Lebensdauer einer solchen Wäscheleine.
Netzwerkkabel mit KnotenGequetschte StelleDurch mechanische Beanspruchung weggescheuerte Isolierung
Also einen Tag hingesetzt, eine Rolle halbwegs dünnes Verlegekabel aus dem Lager gegriffen und irgendwie versucht von A nach B zu bekommen. Am Ende ging es über mehrere Kabeltrassen, durch Wände und viel zu überfüllte Rohre zwischen Patchpanel und einer neuen Netzwerkdose. Knapp 28m stand schlussendlich auf dem Zettel. Der Kabeltester bestätigt: Alles Gut.
Moment, was?
Also: Gerät dran, starten, konfigurieren und … warum hab ich nur 100MBit/s? Seltsam. Also mal schnell die Patchkabel durchgetauscht – immer noch nichts. Laptop dran? Gigabit. Ist das Gerät kaputt? Sollte nicht, aber zur Sicherheit nochmal Gerät direkt an den Laptop und: Gigabit. Laut anzeige zwar Half Duplex, aber das verbuche ich mal unter „Anzeigefehler“.
PC meldet 1G Half DuplexGerät meldet Fast Ethernet (100MBit/s)
Fassen wir zusammen: Meine Strecke ist laut Kabeltest OK, mit dem Laptop bekomme ich Gigabit, mit dem Gerät aber nur 100MBit/s. Das Gerät scheint aber auch keine Fehlfunktion zu haben und funktioniert direkt mit dem Laptop verbunden fehlerfrei.
Ich hasse dieses Kupferzeugs -.-
Auf die Suche
So komm ich nicht weiter, also ein besseres Messgerät geliehen, ich nenne es liebevoll „Dienstleisterfolterapparat“, denn neben Durchmessen der einzelnen Leitungen prüft dieses auch auf Dämpfung, Übersprechen & Co – also Alles das, was knallt, wenn irgendwo Irgendwer eine Leitung zwischendrin nicht fachgerecht „repariert“ oder behandelt hat. Nein, Isoband eigent sich nicht um ein versehentlich durchgeschnittenes Netzwerkkabel wieder zu richten. Und siehe da: Die Signalqualität auf dem Paar 3+6 passt nicht.
Mögliche GeschwindigkeitenErgebnis des TestsFeldermeldung „Verteilte Kabelfehler“
OK, nicht gut. Und solche Fehler lassen sich leider – im Gegensatz zu Kurzschlüssen oder falsch geklemmten Leitern – auch nicht sinnvoll lokalisieren. Aber vielleicht hab ich ja irgendwo einen Fehler an den Enden gemacht. Also: Ab mit den Dosen, Neue drauf. Nope, weiter 3+6. Stochern wir mal rum, denn die Paare 3+6 und 1+2 sind je nach genutztem Farbkonzept miteinander getauscht. Technisch irrelevent, so lange man beide Seiten gleich macht, aber wenn wir die tauschen … jepp, der Fehler wandert und ist nun auf 1+2. Ich kann also sehr sicher sagen, dass das in diesem Fall grüne Adernpaar einen Fehler hat. Mist.
Ergebnis des Tests. Signalfehler auf Paar 1+2
Vollkabeleingrenzung
Das Kabel ist also kaputt. Eventuell zu stark dran gezogen? Was geknickt? Hilft alles nichts, die Strecke ist für die Tonne. Oder zumindest etwas. Auf halber Strecke liegt eine gut zugängliche Stelle, von der aus es jeweils in viel zu überfüllten Kabelführungen verschwindet. Zum Verteiler kann man mit etwas Angeln vielleicht noch was werfen, zur Endgerät bin ich mir nicht sicher, ob die bröckelnden Leerrohre einen Kabeltausch noch überleben. Augen zu, durchgeknipst und in Richtung Verteiler eine Buchse draufgesetzt.
Keystone-Buchse auf KabelendeErgebnis des Tests
Bingo! Da ist der Fehler! Ärgerlich, aber machbar. Wobei es mich ehrlich gesagt wundert, denn die Rolle stand beim Zeihen am Verteiler, diese Strecke wurde also am wenigsten Belastet. Aber immerhin heißt das ja, dass die andere Richtung OK ist. Oder? ODER?
Ergebnis des Tests
Was zum.
Zwei Richtungen, beide Fehlerhaft. Langsam Zweifel ich an meinem Verstand. Zur Sicherheit mal eine andere Strecke im Gebäude gemessen – ja, das Messgerät kann auch Haken verteilen. Also muss da wirklich was kaputt sein. Aber wie? Einen Kabelbruch lass ich mir ja gefallen, aber zwei? Je auf dem gleichen Aderpaar? Während die Anderen jeweils nicht betroffen sind? I doubt it.
Die Rolle steht noch am Verteiler, also werfen wir mal einen Blick auf das Etikett.
Kabel auf RolleBeschriftungen auf Rolle
CAT6. S/FTP. PiMF. Soweit gut. Das CCA macht zwar ein paar Falten auf der Stirn, aber auf so kurzer Strecke? Meh, sollte trotzdem funktionieren. Andererseits gehen mir auch die Ideen aus. Schnell den Rest von der Rolle geschnappt und einfach mal Buchsen drauf – außer Abrollen hat das also keine mechanische Belastung gesehen. WOLLT IHR MICH VERSCHEIẞERN? Auch das frische Stück Kabel direkt von der Rolle hat auf dem selben Aderpaar einen Fehler.
Ob das jetzt ein Herstellfehler oder Altersschwäche ist kann ich nicht mehr nachvollziehen. Die Rolle lag knapp 6 Jahre in der Ecke. Vermutlich ist es mir bisher nicht aufgefallen, da ich diese nur für Steuerungen genutzt habe, die weniger Anspruchsvoll sind. Tatsächlich habe ich beim Prüfen der Logs aber feststellen können, dass eine 1-Wire-Strecke mit diesem Kabel gebaut wurde, welche tatsächlich schon in der Vergangenheit durch hohe Fehlerraten auffällig geworden ist. Da die Anlage in der Nähe von elektrischen Großverbrauchern ist, hatte ich die Fehler immer darauf geschoben, aber es ist tatsächlich auch bei der installation genau dieses Aderpaar betroffen.
Nun darf ich also die komplette Strecke einmal neu ziehen. Oder es zumindest versuchen. Diesmal wird die Rolle aber vorab getestet, denn offenbar kann man sich nicht mal drauf verlassen, dass ein Kabel funktionsfähig auf einer Rolle ist.
Wer diese Nachricht sieht hat meist etwas Arbeit vor sich. Aber was, wenn der Speicher eigentlich gar nicht so voll sein sollte? Nun, dann muss man auf die Jagd gehen.
Vorab: Ich werde mich hier auf Befehle für die Kommandozeile beschränken, da sich diese sowohl auf Desktop-Rechnern mit GUI als auch Servern nutzen lassen. Auch gehe ich von einem „einfachen“ Dateisystem ohne Kompression, Snapshots oder Subvolumes aus.
Fall 1: Es ist voll – Belegung analysieren.
Die einfachste Variante: Irgendwas belegt tatsächlich den Platz. Dies ist der Fall, wenn die Ausgabe von du -shx / bzw. du -shx /dein/ordner tatsächlich etwa dem „Used“-Wert aus df -h / bzw. df -h /dein/ordner entspricht.
Für diesen Fall gibt es viele Tools, welche bei der Analyse helfen können, z.B. ncdu, welches sich in fast allen Paket-Managern finden sollte. Mit ncdu -x / bzw. ncdu -x /dein/ordner ermittelt es die Dateigrößen und stellt diese in einer TUI dar. Über die Pfeiltasten kann man zwischen den Dateien und Ordnern wechseln, mit Enter kommt man in den Order bzw. bei .. wieder zurück und mit d kann man die Datei direkt löschen.
Fall 2: Es ist noch voll – Gelöschte Dateien
Wenn der Usage-Wert aus df größer als jener aus du ist, dann können gelöschte Dateien im Spiel sein. Zumindest, wenn diese noch geöffnet ist. Nehmen wir ein Beispiel: Wir haben eine 4GB ISO-Datei im Ordner, diese binden wir in eine VM ein. Etwas später stellen wir Fest, dass wir die Datei ja eigentlich nicht mehr brauchen und löschen sie aus dem Ordner. Nun sollte man erwarten, dass im Ordner wieder 4GB frei sind, oder? Sind sie nicht, denn wir haben die ISO ja noch in der VM eingebunden, daher hat Linux nur vorgemerkt, dass die Datei gelöscht werden soll, gibt den Speicher aber erst wieder frei, wenn diese nirgendwo mehr in Verwendung ist. Ähnliches kann auch beim Überschreiben auftreten, da Linux die vorherige Version verfügbar hält, so lange diese von einem Prozess genutzt wird.
Die einfachste Möglichkeit solche Situationen zu beheben ist der Holzhammer: Ein Reboot beendet alle Prozesse, entsprechend ist auch nichts mehr geöffnet und alles Markierte verschwindet tatsächlich. Wer etwas feinfühliger sein möchte kann schauen, welcher Prozess derzeit bereits gelöschte Dateien verwendet. Die volle Liste gibt es mit . Etwas übersichtlicher macht es der Befehl *lufthol*
Dieser Zeigt jede gelöschte, aber noch geöffnete Datei 1×, die Größten finden sich ganz oben in der Ausgabe. Hier sind ggf. auch andere Speicherbereiche wie memfs oder /dev/shm/… mit aufgelistet, welche für die Dateisysteme nicht relevant sind.
Hier hat z.B. ein qemu-Prozess mit der PID 32387 einen für uns nicht relevanten memfd mit 32 Gigabyte. Ein systemd-Teil mit der PID 2448 hält wiederum 13MB durch die Datei /usr/lib/udev/hwdb.bin in Beschlag, welche zwischenzeitlich überschrieben wurden. Mit diesen Informationen kann man die zugehörige Software dann gezielt beenden bzw. neu starten um den Speicher wieder freizugeben.
Fall 3: Es ist doch voll – Mount in vollem Ordner
Ein etwas anderer Fall, bei dem sich df und du unterscheiden, kann auftreten, wenn man mit mehreren Partitionen oder Datenträgern arbeitet. Auch hier wieder ein Beispiel: Wir haben eine Festplatte mit installiertem Linux. Unter /mnt/iso/ speichern wir jetzt 5 verschiedene Linux-ISOs mit je ca. 2GB, belegen also 10GB. Nun merken wir, dass wir mehr Platz benötigen, bereiten eine zusätzliche Festplatte vor und hängen diese unter /mnt/iso/ ein. Nun sind die ursprünglichen Dateien ja noch unter /mnt/iso/ gespeichert, da dort aber ein anderes Dateisystem eingehangen ist, wird der Pfad bei du (oder auch ncdu) ignoriert. Ähnliches habe ich auch häufiger bei der Verwendung mäßig stabiler Software wie Docker entdeckt – dies „vergisst“ bei einigen Container-Neustarts einige mounts mitzunehmen und schreibt die Daten dann nicht auf die Datenpartition, sondern, für das Hostsystem erst mal unsichtbar, auf den Datenspeicher des Root-Dateisystems. Um dies zu analysieren verwende ich gerne einen bind-mount, diese nehmen keine anderen Dateisysteme mit und schaffen so eine Stelle, um mit ncdu das komplette Dateisystem zu erfassen.
mkdir /tmp/bind
mount -o bind / /tmp/bind
ncdu -x /tmp/bind
# Nachdem man fertig ist
umount /tmp/bind
rmdir /tmp/bind
Fall 4: Es ist voll kaputt – Dateisystemfehler
Natürlich kann es auch immer mal vorkommen, dass das Dateisystem tatsächlich einen Fehler hat und daher den freien Speicher falsch berechnet. Hier hilft dann oft (vorzugsweise von einem Live-System) die jeweiligen Scan- und Reparaturtools zu starten. Meist sollte ein fsck /dev/yourdevice das passende Programm auswählen.
Hat man Windows vor $langerzeit installiert, wird das System vermutlich einen MBR und BIOS-Boot nutzen. Auch wenn diese Methode meist noch funktioniert, ist sie doch nicht mehr ganz zeitgemäß und kann in einigen Situationen dazu führen, dass man plötzlich etwas Bootfunktionalität vermisst. Insbesondere mit virtuellen Systemen, oder bei Dual-Boot, ist EFI oft flexibler und GPT im Zweifel resilienter gegen Störungen. Glücklicherweise kann man solche Systeme oft mit ein paar Befehlen, etwas Geduld und vielen gedrückten Daumen erfolgreich umwandeln, ohne dass eine Neuinstallation oder größere Kopiervorgänge notwendig sind.
Vorbedingungen
Um erfolgreich auf das GPT-Partitionsschema und einen EFI-Bootloader umzustellen, müssen einige Vorbedingungen erfüllt sein. Zuallererst muss die drunterliegende Hardware bzw. der Hypervisor natürlich das Booten per EFI unterstützen. Für Hardware sollte alles aus den letzten 10+ Jahren funktionieren. Bei VMs muss ggf. in der Konfiguration der Boot-Modus umgestellt werden.
Screenshot VMWare, VM-Optionen. Startoptionen→Firmware mit der Auswahl zwischen BIOS und EFI
Weiterhin wird etwas Platz benötigt. Etwa 150MB reichen aus. Bei VMs kann man z.B. die virtuelle Festplatte vergrößern, andernfalls kann man in Windows die Datenträgerverwaltung bemühen und die letzte Partition des Datenträgers verkleinern. Für Profis: Zumindest ein paar Byte müssen am ENDE des Datenträgers frei sein.
Screenshot Windows Datenträgerverwaltung. 60GB Datenträger mit 350MB NTFS System-reserviert und 59.66GB NTFS C:. Daneben Dialog „Verkleinern von Laufwerk C:“ mit Vorschlag um 18214MB zu verkleinern.
Verschlüsselungen wie Bitlocker habe ich nicht genutzt, im Zweifel sollte man diese für die Dauer der Umstellung abschalten. Ein Boot-Stick des Betriebssystem (bei aktuellen Systemen als Download, teils über Media Creation Tool) sollte zur Hand sein. Ich nutze Ventoy mit den zugehörigen ISOs.
Zu guter Letzt sollte man natürlich ein getestetes(!) Backup besitzen. Auch wenn die Methode bei mir bisher zuverlässig funktionierte, kann immer etwas schief gehen. Jedes System ist anders.
Part 1: Partitionsschema umwandeln
Erster Schritt ist die Umwandlung von MBR zu GPT. Letzteres ist deutlich neuer, hat Mechanismen um Beschädigungen zu erkennen/reparieren, kann mit größeren Datenträgern umgehen (MBR max. 2TB) und kann mehr als 4 (primäre) Partitionen pro Datenträger verwalten. Um keine Konflikte mit dem eigentlichen System zu provozieren nutze ich ein Linux-Livesystem, namentlich GParted. Technisch sollte auch das Windows-Tool mbr2gpt.exe funktionieren, dieses hat jedoch einige Einschränkungen.
Als Erstes startet man also GParted. Die Standardeinstellungen sind meist OK, bestenfalls das Tastaturlayout sollte man auf QWERTZ ändern, falls man mit QWERTY nicht klar kommt. Die GUI kann direkt über den „Block“ oben rechts geschlossen werden, stattdessen benötigen wir das Terminal. Hier macht man sich über „sudo su“ zum Systemverwalter. Wir wissen ja was wir tun und haben ein Backup – oder so. Mit lsblk kann man die aktuellen Datenträger und Partitionen raussuchen. Hier notiert man sich den Namen der Festplatte/SSD (Type: disk), welche man umwandeln möchte. Für S-ATA ist dies meist „sda„, bei NVME „nvme0n1„.
Nun geht es an die eigentliche Umwandlung. Mit „gdisk /dev/sda“ (name passend Tauschen) öffnet man das Gerät im GPT-Editor. Dieser sollte nun energisch darauf Hinweisen, dass er Magie anwendet und keine Gewähr für fehlende Körperteile oder Daten übernimmt:
Found invalid GPT and valid MBR; converting MBR to GPT format in memory. THIS OPERATION IS POTENTIALLY DESTRUCTIVE! Exit by typing 'q' if you don't want to convert your MBR partitions to GPT format!
Wichtig: Es darf keine Warnung bzgl. überlappenden Partitionen geben.
Warning! Secondary partition table overlaps the last partition by 33 blocks!
You will need to delete this partition or resize it in another utility.
Ist dies der Fall, steht am Ende des Datenträgers nicht genug Speicher zur Verfügung, es wurde also wohl nicht, wie oben beschrieben, passend verkleinert. Eventuell kann man in diesem Fall über die GParted-GUI die dortige Partition nochmal verkleinern bzw. verschieben und es erneut versuchen.
Alles OK? Dann haben wir nichts weiter zu tun. Gdisk hat bereits alle MBR-Partitionen in das GPT-Equivalent umgerechnet. Wer möchte kann mit „p“ einen Blick drauf werfen. Mit „w“ wird – nach Bestätigung – die neue Partitionstabelle auf den Datenträger geschrieben. Der GPT-Part ist somit abgeschlossen.
Part 2: EFI-Boot
Für UEFI benötigen wir jedoch noch etwas: Eine spezielle Boot-Partition. Diese ist vom Typ FAT32 und sollte >=100MB groß sein. Ich nutze für Umstellungen meist 128MB, Standard für Neusysteme ist bei den meisten Betriebssystemen etwa 512MB. Da GParted noch gebootet ist, kann man diese z.B. über die GParted-GUI an einer freien Stelle passend anlegen – ist meist übersichtlicher als auf der Konsole freie Blöcke zu finden. Windows lässt gerne mal ein paar Sektoren zwischendrin frei und verwirrt die Automatiken von fdisk & co. Also: In der GUI einen freien Block suchen, Rechtsklick→New, ggf. bei „New Size“ die gewünschte Größe anpassen und als File System „FAT32“ wählen. Ich schiebe die Partition meist noch oben nach rechts und vergrößere die Partition des Betriebssystems um eventuelle Lücken zu füllen. Über den grünen Haken schreibt man die Änderungen auf den Datenträger. Nach Abschluss des Vorgangs muss die Partition noch als „EFI System Partition“ markiert werden. Dazu macht man einen Rechtsklick auf die frische FAT32-Partition und wählt unter „Manage Flags“ die Einträge „esp“ und „boot„. Der Datenträger ist somit für EFI vorbereitet und GParted kann heruntergefahren werden.
Screenshot GParted, Datenträger sda mit 127GiB. sda1; RECOVERY, ntfs; 3.02/512MiB – 8Mib unallocated – sda2; OS; ntfs; 68.26MiB/122.07MiB – 4.42GiB unallocated (ausgewählt). Kontextmenü mit „New“ ausgewählt.Screenshot „Create new Partition“. Schmaler Kasten rechts im Balken. Free space preceding: 4399MiB, New Size 128MiB, Free space Following: 0MiB, Aligned to MiB, Create as Primary Partition, File System fat32. Kein Name/Label. Screenshot gparted mit neuer fat32-Partition und 1MiB unallocated dahinter. Kontextmenü der Partition. Manage Flags ausgewählt.Dialog „Manage Flags“. boot und esp ausgewählt.
Jetzt muss nur noch das Betriebssystem überzeugt werden mit der neuen Basis zu starten. Hierzu startet man einen passenden Installationsdatenträger, wählt aber über Repair→Troubleshoot die Eingabeaufforderung/Command line.
Windows 10 Setup Begrüßungsbildschirm. In der Mitte „Jetzt installieren“, unten links „Computerreparaturoptionen“.Optionsauswahl für Reparatur. Fortsetzen, Ein Gerät verwenden, Problembehandlung und PC ausschalten. Problembehandlung ausgewählt.Erweiterte Optinen. Starthilfe, Eingabeaufforderung (ausgewählt), Updates deinstallieren, UEFI-Firmwareeinstellungen, System wiederherstellen, Systemimage-Wiederherstellung
Hier werden dann erst mal die Laufwerksbuchstaben sortiert – ist mir sonst zu viel Chaos. Mit diskpart gelangt man in den passenden Editor, mit list volume kann man die aktuellen Partitionen und deren Buchstaben anzeigen lassen. Möchte man etwas ändern, wählt man z.B. mit „select partiton 3“ aus und weist mit „assign letter=s“ den Buchstaben zu. Ich habe die Windows-Partition auf C und die kleine EFI-Partition auf S.
Screenshot Eingabeaufforderung mit Diskpart. list Volumes zeigt die zuvor genannten Partitionen sowie die DVD (D). Die OS-Partition hat den Buchstaben C, die EFI-Partition hat keinen Buchstaben. Nach select volume und assign letter zeigt list volume den buchstaben an.
Ist man Fertig kann man das Tool mit exit beenden. Zuletzt wird der Windows-Bootloader neu aufgebaut – dies geschieht über die folgenden Befehle:
Nun kann man mit Exit und den passenden Menüpunkten das System ausschalten. Mit ausreichend gedrückten Daumen sollte beim nächsten Versuch Windows dann wieder starten und das gewohnte System präsentieren. Dieses kann man nun bewundern und die durch Umwandlung statt Neuinstallation gewonnene Zeit nutzen um darüber nachzudenken, wie man die Anwendung zukünftig auf ein freies Betriebssystem umziehen kann.
GitLab ist – wie der Name schon erahnen lässt – ein Git-basiertes Entwicklungsmanagement auf Ruby-Basis. Zusätzlich zur Versionsverwaltung gibt es auch Issue-Tracker, Wikis, CI/CD und Vieles mehr. Im Gegensatz zu GitHub lässt es sich auch lokal auf eigenen Systemen installieren, in der Community Edition dabei unter freier Lizenz. Als Alternative wäre noch Forgejo zu nennen, welches weniger kommerziell daher kommt.
Auf einer GitLab-Instanz hatte ich nun eine etwas andere Aufgabe: Ein verwendeter Zugang wurde als potentiell unsicher eingestuft. Nichts, was eine direkte Aktion notwendig machte, aber man sollte es auch nicht ignorieren. Normalerweise erzwinge ich in solchen Fällen einen Passwortwechsel beim nächsten Login. So wird der Nutzer zu geeigneter Zeit aktiv auf das Problem hingewiesen und es sind keine alternativen Kommunikationskanäle notwendig. Während GitLab prinzipiell einen erzwungenen Passwortwechsel unterstützt, gibt es offenbar keine Option dies über die üblichen Wege manuell auszulösen.
Der offizielle Weg
Die Offizielle Empfehlung ist recht klar: Als Admin unter Overview→User→Edit und dort ein neues Passwort festlegen. Dies ist temporär, der User muss es beim nächsten Login ändern. Hierbei wird auch sichergestellt, dass die aktuellen Kennwortrichtlinien eingehalten werden.
Für mich in diesem Fall kein sinnvoller Weg, da durch den Kennwort-Wechsel der Zugang umgehend nicht mehr möglich ist und ein separater, sicherer Kommunikationskanal notwendig ist um das neue, temporäre Kennwort zu übermitteln.
Eingeweide
Offiziell geht es also nicht, aber die Funktion selbst ist ja da. Über einige Tricks kann man dafür sorgen, dass der Passwortwechsel mit dem aktuellen Kennwort angefordert wird. Notwendig ist dazu ein Konsolenzugang zum Server, auf dem GitLab ausgeführt wird. Hier startet man eine Rails-Konsole (ggf. mit sudo), sucht den User und setzt das Ablaufdatum des Kennworts auf die aktuelle Zeit.
gitlab-rails console
user = User.find_by_username('bernd')
user.password_expires_at=Time.now
user.save
quit
Beim nächsten Login sollte nun der Passwortwechsel angefordert werden. Tipp: Es gibt auch ein verlockendes user.password_automatically_set. Dieses sorgt nicht für einen Passwortwechsel, sondern sperrt den interaktiven Login vollständig.
Eigentlich schade, dass so eine einfache und technisch vorhandene Möglichkeit nicht in den Dialogen angeboten wird. Auch wenn ich sicherheitstechnisch nachvollziehen kann, dass eine Sperrung und temporäres Passwort oft die bessere Wahl ist, sollte man den Admins nicht die Wahl vorenthalten Prozesse zu nutzen, welche den eigenen Anforderungen bessern entsprechen.
Im Kreis Mayen-Koblenz sind viele Glascontainer seit mehr als einem Monat überfüllt. Wilde Müllablagerungen an Containern und in Waldgebieten nehmen zu.
Glassammelstelle Andernach Güterbahnhof. Alle Container mit Flaschen zugestellt
Leere Glascontainer sind Mangelware
Überfüllte Glascontainer im Kreis Mayen-Koblenz sind seit geraumer Zeit ein Ärgernis. Wer sein Glas entsorgen möchte, steht vor einem Dilemma: Die so genannten „Iglus“ sind randvoll, einfach das Glas auf den Container oder in der Nähe abstellen würde aber eine Ordnungswidrigkeit darstellen, die mit einer Strafe von mehr als 100€ geahndet werden kann. Bürger*innen haben nur zwei Optionen: Weiter suchen, in der Hoffnung einen leeren Container zu finden, oder das Glas zum Wertstoffhof des Abfallzweckverbandes bringen, welcher jedoch sehr abgelegen liegt und nicht für eine Anlieferung ohne PKW ausgelegt ist.
Glassammelstelle Andernach Wasserturm. Container mit Tüten und Kartons voller Flaschen umstellt.
Das Unternehmen hinter den Containern
Zuständig für die Sammlung der Glas-Verpackungsabfälle im Kreisgebiet ist das Unternehmen PreZero. Dieses ist Teil der Schwarz-Gruppe, welche durch die Marken Lidl und Kaufland bekannt ist. Die Sammlung von Verpackungsabfällen ist in Deutschland durch das Verpackungsgesetz im „Dualen System“ geregelt und wird von der Privatwirtschaft selbst organisiert. Die Vertragsgebiete richten sich zwar oft nach den Stadt- oder Kreisgrenzen, die Kommunen selbst haben in der Auftragsvergabe allerdings keinen direkten Einfluss.
Glassammelstelle Saffig Sportplatz. Einzelne Flaschen auf dem Container.
Richtiges Entsorgen
Wie im letzten Abschnitt erläutert, sind die Container nur für Glasverpackungen vorgesehen, also Gegenstände aus Glas, die dazu dienten, Produkte zu verpacken. Entsprechend darf nicht jedes Glas in die Container geworfen werden. Zu Verpackungen gehören Glasflaschen von Joghurt & Co, Getränkeflaschen und die zugehörigen Deckel, nicht aber andere Glasprodukte wie Geschirr, Blumenvasen, Fensterscheiben, Glühbirnen oder Trinkgläser. Alles, was keine Verpackung ist, muss immer zu den Sammelstellen gebracht werden, teils ist auch eine Entsorgung über den Rest- oder Sperrmüll möglich. Pfandflaschen sollten natürlich ebenfalls nicht in die Glascontainer geworfen werden. Eine Übersicht über erlaubte und verbotene Abfälle liefert zum Beispiel die Trenntabelle der Initiative „Mülltrennung wirkt“, welcher durch einen Zusammenschluss verschiedener Recycling-Firmen ins Leben gerufen wurde. Ähnliche Einschränkungen gelten im Übrigen auch für den Gelben Sack bzw. zukünftig die Gelbe Tonne, welche ebenfalls nur für Verpackungen genutzt werden darf und im Kreis dem selben Unternehmen zugeteilt wurde.
Glassammelstelle Andernach Sportanlagen. Alle Container mit Flaschen, Tüten und Sperrmüll zugestellt.
PreZero: Defektes Fahrzeug verhindert Abfuhr
PreZero ist sich der Probleme bewusst und gibt auf Rückfrage an, dass aufgrund regionaler Besonderheiten ein Spezialfahrzeug für die Leerung der Container notwendig sei. Dieses befinde sich derzeit in Reparatur, sodass man improvisieren müsse. Es wird erwartet, dass das Fahrzeug in dieser Woche wieder einsatzbereit sei. In der Zwischenzeit improvisiere das Unternehmen und würde täglich mit Sammelteams die Umgebung überfüllter Container säubern. Bürger*innen werden gebeten, die vollen Container zu meiden und Verständnis für die vorübergehenden Unannehmlichkeiten aufzubringen.
Glassammelstelle Miesenheim Nettehalle. Flaschen auf dem Container, Tüten vor dem Container.
Eigene Meinung
Die Probleme mit den Glascontainern sind für alle Anwohnenden frustrierend. Bei mir stapeln sich die Gläser, wild entsorgte Reste haben mir durch ihre Scherben schon den ein oder anderen Radreifen vermackt und wer in der Nähe wohnt hat neben dem Anblick auch mit dem zugehörigen Geruch zu kämpfen. Immerhin ist dem zuständigen Unternehmen die Situation bekannt und eine Besserung angekündigt. Bedenklich finde ich, dass durch das Fahrzeug offenbar ein einzelner Ausfallpunkt besteht und man keine Reserven hat bei Defekten die Abfallentsorgung aufrecht zu halten. Auch hätte ich mir eine proaktivere Kommunikation der zuständigen Stellen gewünscht, wenn das Problem über so lange Zeiträume auftritt.
Glassammelstelle Andernach Netto. Viele Scherben und Tütenreste vor dem Container. Am Tag zuvor war der Platz mit Flaschen übersät.
(Achtung, Rant-Character. Wer das nicht mag findet die Lösung in den letzten 3 Absätzen)
Heute also mal wieder Docker. Ein stetiger Quell an Problemen. Ursprünglich war meine Anforderung gar nicht so kompliziert: Per docker-compose soll eine Multi-Container-Applikation aus- und wieder eingeschaltet werden. Also: docker-compose down und warten. Leider scheiterte der Prozess bereits an dieser Stelle aufgrund eines Timeouts. Das Schreiben großer Caches beim Beenden benötigt eben seine Zeit. Sicher, es gäbe -t oder stop_grace_period, aber wie das oft so ist: Wer auch immer vorher damit gearbeitet hat, hat es natürlich nicht dokumentiert oder konfiguriert.
Nunja, der docker-daemon sollte die zugehörigen Container trotz des Timeouts im Frontend noch abarbeiten – entsprechend war nach kurzer Bedenkzeit in docker ps -a auch kein Container mehr zu sehen, der zur Applikation gehört.
Alles gut? Leider nein. Das folgende docker-compose up weigerte sich beharrlich die Container wieder zu starten. Es versuchte immer noch, die Überreste der alten Struktur, insbesondere die Netzwerke, zu löschen, und scheiterte:
ERROR: error while removing network: network application_network id XXX has active endpoints
Active? Interessant, denn in docker ps -a war ja definitiv nichts mehr aktiv. Auch ein manuelles docker network remove application_network behauptete weiterhin, dass es die ID noch gäbe.
Error response from daemon: error while removing network: network application_network id XXX has active endpoints.
Ein docker network inspect application_network verriet: Die nicht mehr gelisteten Container sind wohl doch noch da – zumindest so halb. Also gehen wir auf Zombie-Jagd.
Die Lösung: Erst trägt man mit docker network inspect application_network | grep Name die Namen der verbliebenen Containerreste zusammen. Im Anschluss kann man über docker network disconnect ein Entfernen erzwingen.
for i in application_db_1 application_es_1 application_redis_1 application_nginx_1 ;do docker network disconnect -f application_network $i ;done
Abschließend entfernt man mit docker network remove application_network das Netzwerk. Danach sollte einem erneuten Start nichts mehr im Wege stehen.
Touchpads sind an vielen Mobilgeräten verbreitet. Kompakter als eine Maus, genauer als ein Touchscreen. Wenn es darum geht, wie man diese Bedient, verfolgen verschiedene Hersteller jedoch unterschiedliche Konzepte. Meine bisherigen Laptops nutzten dabei folgende Methode: Zum (links)Klicken drückt man das Pad über den Druckpunkt, für einen Rechtsklick selbes spiel, während zwei Finger auf dem Touchpad sind. Ein neueres Modell mit ELAN-Touchpad fällt hier aus der Reihe: Der „normale“ Klick geht zwar auch über den Druckpunkt, für einen Rechtsklick muss man aber in der unteren, rechten Ecke mit einem Finger über den Druckpunkt kommen. Nervig, wenn man anderes gewohnt ist.
ELAN-Touchpad. Ein Drücken in der rot markierten Ecke löst einen Rechtsklick aus.
Glücklicherweise kann man unter xorg Abhilfe finden, wenn auch nicht sonderlich dokumentiert. Auf einer Textkonsole in der grafischen Oberfläche kann man mit xinput eine Liste der erkannten Geräte anzeigen lassen. Hier sucht man im Abschnitt Virtual core pointer den Eintrag, welcher das Touchpad sein könnte. Meist kommt dabei das Wort „Touchpad“ im Gerätenamen vor. In der zweiten Spalte findet man eine ID, diese merkt man sich für die nächsten Befehle.
Tipp: Alternativ zur ID kann man für die nächsten Befehle auch den vollen Gerätenamen nutzen. Mit Name ist die z.B. in Scripten weniger anfällig für spontane Neu-Nummerierungen, ist aber mehr Tipparbeit, daher hier mit IDs.
Nun lässt man sich mit xinput list-props 42 die möglichen Einstellungen ausgeben. 42 entspricht hierbei der zuvor ermittelten ID. Interessant sind hierbei unter anderem Folgende Punkte:
Tapping Enabled: Hiermit schaltet man das Tippverhalten um. Im Status 1 muss man zum Klicken das Touchpad nicht mehr über den Druckpunkt drücken, sondern nur den Finger anheben und das Touchpad kurz antippen. Mit zwei Fingern gibt es einen Rechtsklick, mit drei einen Mittelklick.
Tapping Button Mapping Enabled: Hier kann man wählen, ob man das „klassische“ Zwei Finger = Mittlere Maustaste und Drei Finger = Rechte Maustaste oder das heute eher übliche Zwei Finger = Rechte Maustaste und Drei Finger = Mittlere Maustaste nutzen möchte.
Scroll Method Enabled: Hier kann man den Scrollmodus ändern. Meist ist der erste Wert „twofinger“, also Scrollen durch hoch/runter wischen mit zwei Fingern, der Zweite „edge“, also Scrollen durch hoch/runterwischen am rechten Rand und der Dritte button, Also Scrollen durch Wischen bei gedrücktem (mittlerer?) Taste.
Disable While Typing Enabled: Selbsterklärend, oder? Schaltet das Touchpad aus, während man auf der Tastatur tippt.
Click Method Enabled: Hier wird der Modus für das Klicken, also drücken über den Druckpunkt, bestimmt. Der erste Wert bedeutet „buttonareas“, also ein Rechtsklick durch einfaches drücken in der unteren, rechten Ecke. Der zweite Wert steht für „clickfinger“ und schaltet den Rechtsklick über zwei Finger ein.
Liste der Parameter eines ELAN-Touchpads
Um das von mir gewünschte Verhalten erbeizuführen muss also die Klick-Methode geändert werden. Hierbei kann nur eine der Optionen gewählt werden. Der Standard liegt bei „1, 0“, also buttonareas. Ein Ändern auf „0, 1“ bzw. clickfinger ist über folgenden Befehl möglich: xinput set-prop 42 245 0 1 – oder etwas lesbarer mit Geräte– und Optionsnamen xinput set-prop "ELAN0676:00 04F3:3195 Touchpad" 'libinput Click Method Enabled' 0 1.
Die Einstellung gilt dabei nur für die aktuelle X-Sitzung. Sollen diese Dauerhaft sein muss man die Einstellungen entweder über /etc/X11/xorg.conf.d/ vornehmen oder den obigen Befehl in den Autostart des Windowmanagers aufnehmen. Letzteres hat den Vorteil, dass die Einstellung nur für den aktuellen Nutzer gilt und man so unterschiedliche Vorlieben bedienen kann. Ich habe es entsprechend als exec in ~/.config/i3/config gepackt und kann jetzt wieder wie gewohnt rechtsklicken. Oder natürlich einfach ein paar cm weiter oben den roten Nippel nutzen und das Problem nicht haben.
In der Einfamilienhaussiedlung Bienenberg lässt der kleine Kevin drei Knallerbsen in der Einfahrt des Elternhauses zerplatzen. Neujahrsstimmung breitet sich aus. Die Freude ist groß.
Nebenhausen, 18:10
Beim Rauslassen der Katze beobachtet Nachbar Herbert B. die provokante Knalleroffensive im Nebenhaus. Umgehend begibt er sich zum Gertenschuppen, in dem Restbeständen des Jahrtausendwechsels noch in einer Schubkarre lagern.
Nebenhausen, 18:42
Herbert B. hat eine Tüte mit den Überresten unzähliger Mini-Böller Deutscher Herstellung entdeckt und ins Freie verfrachtet. Grimmig sortiert er zerbröselte Exemplare heraus und beginnt damit die Lunten der Reste anzuzünden.
Unter-Ober-Neustadt bei Nebenhausen, 18:51
In der Polizeidienststelle Unter-Ober-Neustadt gehen erste Besorgte Anrufe über unklare Explosionen ein. Der Diensthabende Wachtmeister Mayer wiegelt ab: Vorzeitige Detonationen seien normal, außerdem ist der einzige Kollege Schmidt grade Abendessen kaufen. Kann man nichts machen.
Nebenhausen, 19:04
Torben L. unterbricht das Abendessen um seinen Beitrag zum beginnenden Jahr zu leisten. Das Schmidt’sche Knallen wird alsbald durch extra aus dem Ausland bestellte Superböller ergänzt.
Nebenhausen, 19:11
Auch Timo N. bereitet sich auf seinen Einsatz vor. Ein Konstrukt aus Gewebeband, Polenböllern und diversen Chemikalien soll den Jahreswechsel unvergesslich machen und findet den Weg auf die Grundstücksmauer. Dummerweise ohne Feuerzeug, also nochmal suchen.
Nebenhausen, 19:16
Durch die ständigen Knallgeräusche fühlt sich Nadine Becker aus der Nachbarstraße beim Genuss des Senders RTL gestört. Aus der Handschuh-Schublade neben dem Hauseingang greift sie eine Leuchtpistole osteuropäischer Herstellung, welche Sie für Notfälle gekauft hat. Durch einen gezielten Schuss in dem Himmel verleit sie ihrem Unmut ausdruck.
Nebenhausen, 19:17
Das taghelle Flackern der offenbar etwas stärkeren Leuchtmunition erweckt das Interesse des kleinen Justin. Gemeinsam mit Freund Maurice schleichen sie sich über den Garten zum Haus von Timo N und entwenden dessen Eigenbausprengsatz.
Nebenhausen, 19:23
Torben und Maurice Zünden die Lunte, versenken das Konstrukt in einem zum Abwassersystem gehördenden Schacht und treten dir Flucht an. Den Deckel des Schachtes haben Betrunkene schon vor einigen Wochen abgehoben, durch die Weihnachtszeit konnte die Straßenmeisterei diesen noch nicht ersetzen. Kann man nix machen.
Nebenhausen, 19:24
Die Druckwelle der Detonation lößt einen Tsunami aus Kloschüssel, Waschbecken und Dusche des Alkoholikers Fritz aus, welcher seinen wohlverdienten Katerschlaf auf eben jenem Thron verbrachte. Ein kurzer Blick auf die drei Armbanduhren zeigt: Japp, ein Zeiger ist auf der Null. Vermutlich. Wankend begibt er sich zum Kleiderschrank mit Errungenschaften seiner Bundeswehrzeit um traditionsgemäß mit einer Übungshandgranate des Typs DM58 das neue Jahr zu begrüßen.
Nebenhausen, 19:59
Nachdem Fritz erfolgreich das Bier weggeworfen und einen guten Schluck aus der Handgranate genommen hat wird Nebenhausen von einer lauten Detonation erschüttert. Wachtmeister Mayer wirft einen kurzen Blick von seiner BILD-Zeitung – seltsame Uhrzeit, aber kann man nix machen.
Nebenhausen, 20:01
Beim Ausräumen der Spülmaschine durch den Knall erschreckt lässt Nachbarin Erna W. eine ihrer guten Meißen-Tassen fallen, welche einen teuren Scherbenhaufen auf dem Fußboden hinterlässt. Umgehend begibt sie sich ins Freie um nach dem Rechten zu sehen.
Nebenhausen, 20:05
Die Sirenen des Ortes treten in Aktion. Die Feuerwehr wird aufgefordert die Überreste des Akholikers Fritz im entstandenen Krater zusammenzusuchen. Der Rettungsdienst atmet nach der Funkdurchsage auf – doch kein zusätzliches Bett nötig.
Nebenhausen, 20:09
Der 85-jährige Kriegsveteran August R. interpretiert das Sirenensignal fälchlicherweise als anstehender Luftschlag. In einem verzweifelten Versuch die Region als bereits Zerstört darzustellen zündet er das Darstellungsmittel DM 25 elektrisch. Der 39kg schwere Prototyp erzeugt alsbald den Anschein einer Atombombenexplosion. Die 90m hohe und 45m breite Rauchwolke wäre sicher imposant, wenn man sie nach dem vorherigen Lichtblitz denn noch sehen könnte.
Nebenhausen, 21:50
In einer eilig einberufenen Pressekonferenz bedauern die Gesundheits-, Verkehrs- und Justizminister die massiven Zerstörungen in Nebenhausen sowie den angrenzenden Orten. Es handele sich um einen tragischen Unfall, welcher jedoch keine Auswirkungen auf die Verfügbarkeit von Böllern oder anderen Freiheiten der Bürger haben werde. Die angrenzende Autobahnbrücke werde in den nächsten Wochen durch ein Provisorium ersetzt. Die Bahnstrecke wird aus Kostengründen nicht wiederaufgebaut.
Wieder einmal stoße ich an eigentlich einfache Dinge, die dank Closed-Source aber etwas komplizierter sind: Ich möchte Youtube-Videos von meinem Laptop auf dem Fernseher schauen. Hierzu nutze ich üblicherweise einen Chromecast, welcher sich per Chrom[e|ium] oder Smartphone bedienen lässt. Nun hatte ich jedoch den Wunsch nur Bild zu übertragen, den Ton aber am lokal angebundenen Bluetooth-Kopfhöhrer zu behalten. Das ist so leider nicht vorgesehen, also bleibt nur Improvisation.
Für das Bild ist das schnell erledigt: Ein ungenutzter HDMI-Port wird kurzerhand eingeschaltet und per Chrome geteilt, so wird verhindert, dass der Chromecast auf die interne App zurückfällt. Der Ton bleibt so ebenfalls lokal verfügbar, aber nicht Synchron. Durch die Übertragung ist das bild knapp eine Sekunde hinterher.
Also muss das Audiosignal des Browsers absichtlich verzögert werden. Pavucontrol bietet hierzu eine Latenzeinstellung, dessen Funktion ist jedoch von der verwendeten Soundhardware abhängig. In meinem Fall konnte ich unabhängig der Einstellung keine Latenz feststellen.
Abhilfe schafft die Konsole und ein Tipp von Thomas auf Stackexchange. Es wird ein Dummy-Gerät registriert, welches vom Browser als Ziel genutzt werden kann. Dieses wiederum wird als loopback wieder an das korrekte Ausgabegerät angehangen. Den passenden Namen der Ausgabe findet man mit pactl list cards. Da hier alles in Software emuliert wird, sind nun die Latenzangaben funktionsfähig.
Ein Buch, welches mir immer wieder empfohlen wurde, ist „Blackout“ von Marc Elsberg *. Ein Blackout bezeichnet dabei üblicherweise einen unerwarteten, großflächigen Stromausfall. Langes Thema, über das man viel erzählen könnte *Videoidee notier*, aber dafür sind wir heute nicht hier. Der Streaminganbieter „Joyn“ hat auf Basis des Buchs nun eine Serie geschaffen. Die erste Folge ist nach Anmeldung gratis ansehbar, also werfen wir mal einen Blick rein. Prinzipiell haben Filme und Serien aus technischen Themenfeldern für mich immer einen gewissen Popcornfactor, da durch filmische Vereinfachung selbst bei guter Beratung teils wirre Erklärungen oder Aktionen auftreten.
Vorweg: Ich bin in vielen Bereichen nicht direkt aktiv, mein „Wissen“ stützt sich daher eher auf die öffentlichen Publikationen der Betreiber bzw. Techniker sowie geltende Normen. Nicht auszuschließen, dass ich ab und an mit meiner Einschätzung daneben liege. Hinweise gerne über die Kommentare oder direkt an mich.
Vorab ein Mini-Rant zu Joyn: Aktuell 7€/Monat für einen eher unbekannten Streamingdienst mit zweifelhafter Auswahl und keinen Inhalten >1080p erscheint mir doch eher gewagt. Ebenso scheint der Player keinerlei Funktionen zu bieten – Originalton? Untertitel? Manuelle Qualitätswahl? Widergabegeschwindigkeit? All dies suchte ich vergebens. Hinzu kommt eine sehr strikte DRM-Policy, welche für fremde Inhalte viele Browser und Betriebssysteme, unter Anderem auch alle PCs, Mediacenter und TVs auf Basis von Linux, vollständig ausschließt. Man tritt also all Jenen, die die Inhalte legal konsumieren wollen, vor’s Schienbein, während Menschen mit „bösen“ Absichten diesen „Schutz“ mit wenigen Tricks umgehen und die Inhalte ohne solche Gängelei genießen können.
Glücklicherweise ist die Blackout-Folge mit geringerem DRM versehen, also los geht es. Erster Eindruck: Ist der Monitor falsch eingestellt? Alles extrem dunkel und kaum zu erkennen. Ich verbuche es mal als Stilmittel und konzentriere mich fortan auf die technischen Aspekte.
Erste Technische Szene: Das Wasserkraftwerk Eibenstock in Sachsen. Gibt es tatsächlich – 1.7MW. Nicht unbedingt ein sonderlich nennenswerter Beitrag zum Netz, aber hey, I’ll take it. Im Dialog zwischen einer Person in der lokalen Leitstelle und einem Weiteren, der durch Gänge irrt, geht es darum, dass durch ein Länderspiel der Stromverbrauch höher als üblich wäre. Tatsächlich kann man Länderspiele teils in der Infrastuktur sehen, aber eher andersrum: In Pausen steigt der Strom- und – vor Allem – der Wasserverbrauch. Der Fernseher selbst geht im Rauschen der Stromverbraucher unter – eine einzige Mikrowelle benötigt mehr Strom als 10 Fernseher. All das ist nichts gegen Industrieanlagen, von denen viele beim abendlichen Länderspiel still stehen dürften. Also mehr als genug Reserven da.
„Warte mal, da stimmt was nicht“ ist die Aussage des Gangerkunders, welcher wohl den Chef mimen soll. Im Hintergrund hört man, das sich eine Drehzahl erhöht. Akustisch kein Kraftwerk, aber dann wäre vom Dialog auch nicht mehr viel übrig. Würde die Drehzahl eines (klassischen) Kraftwerks steigen, dann würde tatsächlich mit hoher Wahrscheinlichkeit etwas nicht stimmen. Plötzlich steigende Drehzahl wäre ein massives Problem – im Gegensatz zur vorherigen Diskussion aber ausgelöst durch sinkende Last, nicht steigende. Tatsächlich wird dieser Umstand und seine Folge aber später in der Folge auch korrekt erklärt. Man entscheidet sich für eine Notabschaltung um die Anlage zu schützen. Solche Abschaltungen bei kritischen Zuständen sollten eigentlich automatisch erfolgen. Es ist Sinn und Zweck eines Steuersystems Personal, Anlagen und Umwelt vor gefährlichen Betriebszuständen zu schützen. „Es ist ein Frequenzabfall“ heißt es zugleich vom Herren im Leitstand. Seltsam, denn ein Abfall der Frequenz ginge mit zu hoher Last und daher sinkender Drehzahl einher. Die Visualisierung – hm. Teils eher unsinnige Werte, aber immerhin sind die angezeigten Elemente durchaus für ein solches Wasserkraftwerk relevant – wenn auch grafisch etwas übertrieben.
Aber zurück zur „Notabschaltung“. Der Herr in der Leitwarte läuft nun los – mehrere Treppen und Gänge entlang – um auf mehrere Knöpfe für die Notabschaltung zu drücken. Wat. Eine Notabschaltung ist für Notfälle, entsprechend ist sie auch schnell erreichbar und verbirgt sich nicht in abgelegenen Schaltschränken. Üblicherweise findet man eine (bzw. mehrere für mehrere Maschinen) auf dem Kontrollpult oder an der Tür des Kontrollraums. Im Steuerschrank einer Heizung bzw. kleinen Wasseraufbereitungsanlage – eine Kraftwerkssteuerung dürfte das gezeigte jedenfalls nicht sein – versteckt sich diese eher nicht. Auch ist das üblicherweise ein Knopfdruck und nicht ein Klavierkonzert. Anyway – das Kraftwerk fährt nun runter. Und das Licht geht aus. Hm, bei einer Kraftwerksabschaltung wird Licht & Co üblicherweise noch vom Netz weiterversorgt. Gingen wir davon aus, dass das Netz ausgefallen wäre (was eine Erhöhung der Drehzahl auslösen könnte) hätte wiederum das Steuersystem schon vorher die Anlage automatisch in einen sicheren Zustand versetzt.
Nun folgen mehrere Szenen, die die Auswirkungen zeigen. Ausgefallene Ampeln? Joa. Dunkle Städte? Naja, Autos und Mobilgeräte würden weiterlaufen. Kein Handynetz? Schwierig – auch wenn es immer weniger wird gibt es durchaus noch Stationen mit Notstrom. Zumindest für eine kurze Zeit. Sicher, das Netz könnte durch die entstehende Flut von Anrufen überlastet werden, aber Personal von Ministerien (die gezeigte Dame arbeitet in der Story für das Innenministerium) hatten zumindest früher eine erhöhte Priorität auf ihren SIM-Karten. Also sagen wir es wäre halt ihr Privathandy. Zudem hat der Berliner Hauptbahnhof – oder sollte ich sagen die eher schlecht zurechtgephotoshopte Leipziger Messehalle – offenbar eine interessante Notausstattung: Der überdimensionale Bahnsteig – Grundfläche kostet dort offenbar nichts – wird zwar nicht beleuchtet, für die Aktualisierung der Fallblattanzeige ist aber Notstrom vorhanden.
Auch im Freizeitpark nebenan interpretiert man die Notsysteme eher lose: Ein Achterbahnzug haut durch den Beginn des Stromausfalls die Bremsen zu und kommt kopfüber zum stehen. Entwarnung für Alle, die sowas glauben: Nein. Die gezeigte Achterbahn hat einen Kettenlifthill am Anfang, also vermutlich im Zug selbst keinen eigenen Antrieb und üblicherweise auch keine aktiv gesteuerten Bremsen. Der Zug würde daher auch ohne Strom seine Fahrt fortsetzen und an der nächsten Blockstelle (bei kleinen die Station, bei größeren Anlagen zwischendrin) stehen bleiben. Diese Blockstellen sind dabei auch fast immer mit Stegen, Leitern und Ausstiegsmöglichkeiten für genau solche Fälle versehen. Die Steuerung sorgt dafür, dass zwischen der letzten und der kommenden Blockstelle immer nur ein Zug unterwegs ist. (Wer es genauer will: Es dürfte die Stahlachterbahn Huracan im Park BELANTIS sein, diese ist vom Modell Euro-Fighter des Herstellers Gerslauer Amusement Rides – die Blockstelle in der Mitte der Strecke, an der in Notfällen der Wagen anhalten würde, ist sehr deutlich zu erkennen.)
Weiter geht es im ICE. Von der Verschwenkung im Gang würde ich auf BR412 („ICE4“) tippen. Dort springt soeben lautstark der Notstrom an und sorgt für Licht im Waggon. Nochmal wat. Ich kann leider keine vollständigen Daten für den 412er finden, von vorherigen Modellen und den Rettungskarten ausgehend gehe ich aber sehr stark davon aus, dass über den Zug verteilt Blei-Gel-Batteriepacks für Beleuchtung und Steuergeräte genutzt werden. Diese sind dauerhaft aktiv und müssen nicht extra geschaltet werden, das Licht wäre also gar nicht ausgegangen. Einen Generator dürfte man im Zug nicht finden. Teils kann man mit den Batterien Rückspeisen und so die Klimaanlage betreiben, was die Geräusche erklären könnte, dennoch: Nope.
Weiter. Der Nachbar klingelt. Er könne kein Fußball schauen. Du bist doch Techniker, reparier das. Ich denke jeder Techniker kennt das – der Part ist mehr als realistisch.
Der kurze Lichtblick wird schnell getrübt: Der Techniker steht mit Laptop vor dem (trotz Stromausfall leuchtenden) Stromzähler und schaltet drahtlos den Strom wieder ein. Erstens: Es wurde/wird schon klargestellt, das alle Kraftwerke aus sind. Dann ist üblicherweise auch kein Strom am Zähler. Erst recht kann man ihn dann nicht drahtlos mit einem beliebigen Laptop wieder einschalten. Selbst wenn wir jetzt mutmaßen, dass der Techniker den Zähler bereits vorher präpariert und mit WLAN ausgerüstet hat, den zugehörigen Router per Akku mit Notstrom betreibt und den internen Datenbus angezapft hätte: Ohne Stromnetz ist der Controller des Smartmeters üblicherweise aus. Andere Punkte passen aber: Einige Smartmeter-Modelle haben Möglichkeiten den Strom durch Fernsteuerung zu unterbrechen („remote disablement“). Auch die Gefahr, dass Kriminelle in diese Systeme eindringen können, ist nicht unwahrscheinlich. Ebenso würde ich hoffen, dass die aktuellen Smartmeter keinen 3.19er Linux-Kernel nutzen – der ist schon was länger EOL. Die gezeigten Tools zur Kontrolle sehen ebenfalls nicht sonderlich unrealistisch aus.
Weiter geht es zum Berliner Innenministerium. Auch hier ist der Strom aus. Ich würde darauf wetten, dass es auch hier eine Unterbrechungsfreie Stromversorgung gibt, bei Ausfällen übernehmen also Batterien bis ggf. Generatoren laufen. Üblicherweise alles automatisch, bei günstigeren Anlagen eventuell mit einigen Sekunden umschaltzeit. Da die Protagonistin in der Zwischenzeit vom Bahnhof zum Ministerium gelaufen ist sollte die Versorgung längst in Betrieb sein. Ebenso reicht der Notstrom weder für die Schranke noch für eine brauchbare Innenbeleuchtung – wohl aber um die Schiebetüren am Eingang zu öffnen. Im Hintergrund bauen Techniker mit Verlängerungskabeln und Baustrahlern den Notstrom auf. That’s not how this (usually) works.
Es folgt eine Erklärung, dass es durch den gleichzeitigen Ausfall mehrere Hauptstromleitungen zu ungewöhnlichen Spannungsschwankungen gekommen wäre, welche sonst nur Millisekunden andauern würden. Puh. Interessante Technik, denn das Umschalten von Höchstspannungstrassen dürfte eher nicht in Millisekunden erfolgen. Der beschriebene Dominoeffekt ist aber durchaus korrekt – eine lokale Störung kann im ungünstigsten Fall das gesamte europäische Netz kippen.
Notstrom hätten Krankenhäuser und Ministerien – aber nur für bis zu 48 Stunden. Ja und nein – richtig ist, dass die Tanks natürlich nicht ewig halten, für diese Fälle gibt es jedoch Lieferverträge mit Firmen, die (zumindest auf dem Papier) ebenso über Notstrom zum betanken der Lieferfahrzeuge verfügen. Ganz so schnell ist das Licht in so versorgten Einrichtungen also nicht aus. Ebenso verfügen Hilfsorganisationen und Energieversorger über Aggregate und Netzersatzanlagen um an kritischen Stellen aushelfen zu können.
„Die Energieversorger sind optimistisch. In ein bis zwei Stunden haben sie das Problem gelöst“. So vermeldet der Herr im Anzug. Eine Szene, die ebenso realistisch erscheint. Personen in Führungsebenen neigen leider – insbesondere in Kriesen – häufig dazu Probleme kleinzureden und kaum haltbare Zusagen zu machen. Bei eine Systemtrennung im Januar 2021, bei welcher noch Strom da war, brauchte man über eine Stunde um einen „normalen“ Zustand zu erreichen. In zwei Stunden einen Schwarzstart hinzulegen klingt da doch sehr ambitioniert.
Im Kraftwerk setzt man derweil das SCADA-System zurück. Jepp, Supervisory Control and Data Acquisition, so heißen die Steuersysteme wirklich – Pluspunkt für richtiges Fachwort. Es zeigt sich aber wieder eine eher ungewöhnliche Priorisierung: Weiterhin kein Licht im Kontrollraum, aber genug Strom für Tröten und Dekorationsbeleuchtung. Was das Raumschiff(?) auf dem Zweiten Monitor angeht – hm, fällt mir schwer ein so langgezogenes Diagramm in einem Wasserkraftwerk zu verorten.
Zurück zum „Hacker“: Der ist nun auf dem Weg zur Zentrale des Energieversorgers. Auf dem Weg stellen sie fest, dass Tanken nicht möglich ist. Korrekt, nur wenige Tankstellen sind mit einer Notstromversorgung ausgestattet. Selbst wenn wären diese oft kritischen Verbrauchern, also z.B. Rettungskräften, vorbehalten. Er hängt sich an eine Gruppe Techniker und betritt das Gebäude. Ebenfalls nicht ungewöhnlich: Social Engineering – wer passend auftritt wird oft nicht hinterfragt. Eine Leiter ersetzt viele Schlüssel. Er erzählt von seinen Entdeckungen, wird in einen Raum begleitet und letztendlich durch eine Anti-Terror-Einheit gewaltsam festgenommen. Leider nach wie vor ebenfalls nah an der Wahrheit. Viele Firmen und Einrichtungen nehmen Hinweise auf Sicherheitslücken nicht wirklich wohlwollend auf. Zuletzt hatte die CDU eine Sicherheitsforscherin angezeigt, welche der Partei gravierende Sicherheitslücken in einer Wahlkampf-App gemeldet hatte. Teils scheint es, dass es in Deutschland für Forscher weniger gefährlich ist Sicherheitslücken auf dem Schwarzmarkt zu verkaufen und so Dritte in Gefahr zu bringen anstatt die zuständigen Stellen auf solche Lücken hinzuweisen und so Firmen und deren Kunden vor weiteren Schäden zu bewahren.
Alles in allem hinterließ die Folge bei mir einen gemischten Eindruck. Viele der Konzepte sind nah an der Wahrheit, bei anderen kann sich mein Kopf nur der Tischplatte annähern. Zum Verhängnis wird der Folge dabei, dass man die Technik sehr in’s Rampenlicht rückt – Fehler die bei B-Filmen wie 380.000V * in der Nebenhandlung untergehen werden hier passend eingerahmt und über Minuten plattgetreten. Am Ende ist die Sache für mich angesichts der mangelnden Verfügbarkeit und der technischen Fehlern recht klar: Es dürfte bei der einen Folge bleiben. Eventuell werfe ich später nochmal einen Blick drauf, wenn sie auch über andere Quellen verfügbar ist. Dann aber mit passender Flasche für das „ist Unfug“-Trinkspiel.